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Der Tod Mariens |
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Die Apostel haben sich um das Himmelbett mit der sterbenden Maria versammelt. Sie ist aus eigener Kraft nicht mehr fähig, sich aufzurichten oder die Sterbekerze zu halten, die Johannes ihr entgegenhält. Dennoch ist sie durch diesen Bildaufbau und durch Würdeformen, wie den Baldachin mit den Lambrequins, die mächtigen Kissen und das alles überspannende Tonnengewölbe, das sie wie eine Arkade überhöht und auszeichnet, schon als Sterbende zur Himmelskönigin geworden. Ihr Bett ähnelt einem Thron, der Raum lässt an ein Kircheninneres und damit an den himmlischen Thronsaal (aula celi) denken. Das Tonnengewölbe ist etwas nach links verschoben, ebenso die dicken Schnüre, an denen der Baldachin aufgehängt ist. Ohne sichtbare Ursache sind die Vorhänge des Himmelbetts nach links geblasen, wobei der linke so hoch aufschwingt, dass unter ihm ein Tisch mit einer Kanne und einer ausgelöschten Kerze sichtbar wird. Aus der Bildmittelachse gerückt ist auch der große verschlossene Kasten zu Füßen Mariens, eines von zahlreichen Mariensymbolen; auch auf ihm steht ein Kerzenständer mit erloschener Kerze. Vier der sechs Apostel auf der rechten Seite sind nach links ausgerichtet, der fünfte, der neben dem Kasten kniet, streckt seine betend zusammengelegten Hände ebenfalls nach links aus, zu Maria hin. Diese hat die Kerze, ihr Haupt und ihren Oberkörper so stark nach links geneigt, dass die Verlängerung ihrer Körperachse auf das Kreuz treffen würde, das an einer sehr langen Stange in der obersten Zone einsam über das Bettdach hinausragt. Maria wird erhoben. Dem entspricht die Beleuchtung, die aus einer unsichtbaren Lichtquelle von rechts unten her in das Bild strahlt. Die Haltung einer auf die Mitte konzentrierten Andacht überträgt sich von den Dingen und Figuren auf den Betrachter. Gegenstand dieser Andacht ist Maria als Kirche. Dass die Zeit des Alten Bundes vorbei ist, zeigen die erloschenen Kerzen an. Geradezu programmatisch hat Dürer dargestellt, was die Kirche ist, und gefordert, was sie sein soll: eine Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen. (nach Heike Carstensen / Ulrich Kuder, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 143) Literature:
Inventory Number: 1924-SHKV 226 Signature: bezeichnet (u. Mitte auf der Truhe: 1510 AD)
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