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Geißelung Christi |
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Auf Befehl des Pilatus findet die Geißelung Christi im römischen Prätorium in Jerusalem statt. Im Zentrum steht Christus mit auf dem Rücken gebundenen Händen, mit einem Lendentuch bekleidet, auf dem Sockel der isolierten Geißelsäule. Sie teilt die aufgebrachte Menge, die in isokephaler Ordnung Christus als geschlossener Block bedrängt. Unmittelbar neben dem Künstlermonogramm, im freien Raum zu Füßen des gegeißelten Christus, ist ein struppiger weißer Hund von stachligen Zweigen und der Dornenkrone umgeben. Christus blickt dem von oben einfallenden Licht entgegen. Die schräge Ausrichtung wird durch den aufgehaltenen Vorhang verstärkt. Ihr entspricht auch die Haltung zweier Schergen, die zum Schlag mit Geißel und Rute ausholen. Ein Soldat konzentriert sich kniend auf die Fertigstellung eines Reisigbündels für die Folterung, während ein auf der Erde sitzender Mann lustvoll eine Geißel zwischen den Händen spannt. Links schaut, gerade aufgerichtet, der mit Turban und prunkvollem Gewand bekleidete Pilatus zu; als römischer Prokurator mit richterlicher Vollmacht ließ er, nicht zuletzt aufgrund der Forderung der Juden, den Angeklagten geißeln. Im Medaillon über dem Türbogen erscheint als Büste der römische Kaiser Tiberius (14-36 n.Chr.). Die Geißelung war nach römischem Recht Einleitung zur Kreuzigung, aber auch noch gängige Praxis des Strafvollzugs in Deutschland zur Zeit Dürers. Durch alle erdenklichen Gemeinheiten wird die Würde des Gottessohnes und die Menschenwürde erniedrigt. Ein zerlumpter Mann spuckt ihn verächtlich zwischen zwei Fingern hindurch an, brutal reißt ein Scherge an seinen Haaren, ein Kind hält eine Geißel und gafft, ein anderes bläst lautstark in eine Tröte, Misstöne, wie sie als ?Katzenmusik? bis ins 19. Jahrhundert in der Volksjustiz Brauch waren. Verspottung und Misshandlungen auf dem Wege zur Hinrichtungsstätte entsprechen dem Strafvollzug zu Dürers Zeit, an dem auch die Humanisten keine Kritik übten. Die Brutalität der Masse steht im Kontrast zum leidenden Gottessohn, dessen angespannt aufgerichteter Leib trotz der Qualen unversehrt bleibt. (nach Traudgard Dingeldein, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 213) Literature:
Inventory Number: 1930-SHKV 282 Signature: bezeichnet (u.Mitte: AD)
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