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Ecce Homo |
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Wie auf einer Bühne wird der dornengekrönte Christus von Pilatus und einem Diener auf der Loggia des Prokuratorenpalastes dem schaulustigen Volk vorgeführt. Die ins Bild führenden Stufen dienen der Trennung zweier Ebenen, der erhöhten mit dem Gemarterten über der aus dem Hintergrund nach vorn drängenden Menge. Hochaufgerichtete Lanzen schließen das Bild und damit auch den Fluchtweg ab. Ein koboldhaft wirkender kleiner Mann, der einen Fuß auf die unterste Stufe gesetzt hat, macht mit seinem schwertförmigen Stab den Betrachter darauf aufmerksam, dass es in dieser Szene um Leben und Tod geht, denn dieser knorrige Stecken hat die Form eines Richterstabs, den der Richter im Mittelalter während des Prozesses in der Hand halten musste, um ihn im Falle eines Todesurteils zu brechen. Duldend blickt der Gepeinigte auf die höhnende Menge, aus der einer der Ältesten gestikulierend auf ihn zustürmt, um ihm eine Antwort auf die Beschuldigungen zu entlocken. Pilatus ist als heidnischer Statthalter orientalisch gekleidet. Das mit Quasten verzierte Kissen unterstreicht seine Rolle als Gebieter und Richter. Er scheint Christus zu fragen: ?Hörst du nicht, wie hart sie dich verklagen?? (Matthäus 27,13). Mit der Geste zum Volk und dem ?Ecce homo? (?Sehet, welch ein Mensch?) appelliert er an das Mitleid der Menge. Die geöffneten Hände sollen seine Unschuld zum Ausdruck bringen. Auf das ?Kreuzige, kreuzige ihn!? der Hohenpriester und des aufgehetzten Volks räumt er den Richterstuhl mit der widersprüchlichen Antwort: ?Nehmt ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm? (Johannes 19,6). Die bocksbeinige Satyrskulptur auf dem von einer gedrehten Säule getragenen Kapitell richtet ihren fratzenhaften Schild gegen Pilatus, dessen zwiespältig teuflisches Verhalten sich darin widerspiegelt, ebenso wie in dem hundsköpfigen, an seinem langen Schwanz nagenden Wesen mit gekrümmtem Rücken neben seinem Kissen. Die Häuser vor der Bergkulisse sind mittelalterlich geprägt, der Palast des Pilatus spätgotisch. Die Menge und der Soldat mit riesigem Federbusch tragen zeitgenössische Kleidung, der feiste Mann scheint ein Kleriker zu sein. Dürer hat eine Zentralperspektive mit zwei Fluchtpunkten ? in den Verlängerungen der Treppenstufen und denen der Palastfugen ? konstruiert. Dadurch erreicht er nicht nur eine optische Trennung der Menge von der Ecce Homo-Gruppe, sondern markiert auch den Gegensatz zwischen Christus und der feindlichen Masse. (nach Traudgard Dingeldein, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 214) Literature:
Inventory Number: 1930-SHKV 283 Signature: bezeichnet (u.Mitte: AD)
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