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Stelenbild I (aus einer Serie von 4)

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:Malerei
Künstler:
Feridun, Zaimoglu
Ort:Stadt Kiel
Datierung:2009
Maße:H: 90 cm, B: 30 cm
Material:Leinwand (Bildfelder durch Klebeband abgegrenzt)
Technik:Acryl
Drei im äußeren Format gleiche "Stelen" beschreiben in summa ein großes farbiges Tableau. Jede "Stele" wurde wiederum in Segmente gegliedert, wodurch eine Vielzahl mehr oder weniger geschlossen wirkender Bilder in Kontakt zu anderen Bildfeldern treten. Zwar kann die überwiegende Zahl der Bildmotive thematisch nicht eindeutig bestimmt werden, so glaubt man doch mit unterschiedlicher Gewissheit einen Baum oder einen Strauch, einen stilisierten menschlichen Kopf, womöglich auch ein nicht näher bezeichnetes Tier oder gar eine verklausuliert wiedergegebene Landschaft zu erkennen. Andere Motive wiederum verharren in einem nicht näher bestimmbaren Zustand. So ist es schlichtweg nicht zu entscheiden, ob sich diese Motive von der gesehenen oder erlebten Wirklichkeit entfernen, oder ob sie im Umkehrschluss eine immerhin denkbare Abbildlichkeit und damit inhaltlich begründete Verbindlichkeit anstreben. Von Belang ist einzig der Grad ihrer eidetischen Intensität.
Feridun Zaimoglu, seit Jahren ein vielfach ausgewiesener deutscher Schriftsteller, besteht in seinen Bildern auf einem originären, d. h. allein mit bildnerischen Mitteln begründeten Ausdruck. Eine stringent vorgetragene Erzählung, gar die Vermittlung bestimmter Inhalte ist seine Sache als bildender Künstler gerade nicht. Breit angelegte, schwarze Konturen und zarte Linien umreißen Formen, gliedern sie, erzeugen gar die Vorstellung einer gewissen Dreidimensionalität und fransen in ihrem Duktus doch auch gelegentlich aus, wodurch sie noch einmal den Kontakt mit der Bildfläche suchen und den Prozess der Bildfindung vergegenwärtigen. Die Farbgebung aller "Stelen" wurde aufeinander abgestimmt und ordnet sich den schwarzen Linienverbänden unter, wodurch sich nicht zuletzt der Vergleich mit der Glasmalerei aufdrängt wie wir sie aus Kirchen kennen.
Linien und Farben stehen für eine bildnerisch begründete Sprachmächtigkeit ein, die den Zugriff auf die Wirklichkeit, das Ringen um die Form, zu ihrem eigentlichen Thema erklärt und letztendlich zwischen distanzierter Beobachtung und emotional begründeter Aneignung keinen Unterschied machen kann. Auf diese Weise bildet sich eine semiotische Zwischenzone von poetischer Eindringlichkeit, die sich jedoch gegen jede von außen angetragene Überhöhung zur Wehr setzt und im Gegenzug nur das Ich als kreativen Fixpunkt anerkennt. Auch als Maler beruft sich Zaimoglu auf Erkenntnisse des Romantikers Novalis. Dieser notierte in seinen Fichte-Studien: "Ich mit den Gliedern Form und Stoff ist der Punct des empirischen Bewußtseyns, die Pyramide aufwärts ist das Transscendentale. Eigentlich haben wir hier nur das Bedürfniß des Transscendentalen gefühlt - und haben der hinter uns sich erstreckenden Pyramide Bild in verkehrter Richtung gezeichnet - notwendige Täuschung des Objects, das sich selbst findet." Das Transzendentale, d. h. die Erfahrung von Wirklichkeit ist keine Einbahnstraße, sondern sie bedingt immer auch die Gegenspur. Jedwede Darstellung bedingt neben dem Wissen auch die Fähigkeit einer sich davon befreienden, sich im Gefühl begründenden Umkehrung: Zaimoglus Thema. (Uwe Haupenthal in: "entgrenzt". Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd. 02, Kiel 2014, S. 104) In der damaligen Ausstellung wurden drei der insgesamt vier Werke präsentiert.

Inventarnummer: st2011-3004

Signatur: signiert (Vorne unten rechts: Feridun)

Abbildungsrechte: Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein


Ikonographie:     
Abstrakte, ungegenständliche Kunst