Von einer sicherlich ursprünglich vollrunden Figur hat sich nur das Büstenstück ohne jedes kennzeichnende Attribut erhalten. Die Bekleidung der Frauenfigur umfaßt Gewand und Mantel sowie Schleier, Weihe und Wimpel. Dem streng gegliederten, auffallend unbewegten ovalen Gesicht ist mit seinen wulstigen Augenbrauen, halbgeschlossenen Augenlidern und schmalen Lippen ein Ausdruck innerer Einkehr eigen.

Das Stilbild und die Verwendung von Nußbaumholz veranlaßten Johannes Voss, das Lübecker Büstenstück, in dem er das Fragment eines Vesperbildes vermutete, in die Jahre um 1450 zu datieren. Stilistisch steht das Schnitzwerk in direktem Zusammenhang mit Rostocker Bildwerken.

Nach Albrecht 2005, Kat. Nr. 67

Literatur:

• Wittstock, Jürgen: Kirchliche Kunst des Mittelalters und der Reformationszeit. Die Sammlung im St. Annen-Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, I (Lübecker Museumskataloge), Lübeck, 1981
• Albrecht, Uwe: Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur in Schleswig-Holstein, 1 Hansestadt Lübeck, St. Annen-Museum, Kiel: Verlag Ludwig, 2005

Inventarnummer: 1918-2

Signatur: bezeichnet (Rückseite, in dunkler Tinte: Tarnow)

Abbildungsrechte: St. Annen-Museum

Ikonographie:

Pietà, Vesperbild, Marienklage