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Kerzenbaum

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Kirkeby, Per
Datierung:1984
Maße:H: 200 cm, B: 242 cm
Material:Leinwand
Technik:Öl
Als Maler, Zeichner, Graphiker, Bildhauer, Dichter, Filmer,
Photograph und Performance-Künstler ist Per Kirkeby sicher eine der vielfältigsten Persönlichkeiten unserer Gegenwart. In seinem Werk greift eins ins andere, befruchtet und erklärt sich; eine Assoziation leitet weiter zur nächsten. Wulf Schadendorf war davon fasziniert und plante eine große Ausstellung. Sein Tod verhinderte dies. Zu seinem Andenken erwarb der Verein dies Bild.

Das großformatige Gemälde ist dunkel. Es dominiert das Schwarz, von dem Kirkeby sagt, es gebe in ihm keinen Frieden, es sei - im Gegensatz zum Weiß - keine Ordnung in ihm. "Schwarz schafft es nur durch Delikatesse". Das Schwarz gleitet in feinen Abstufungen in pastellzarte, müde Farbtöne hinüber. Wie schwebend sind diese Bahnen über- und voreinander gesetzt, eine Stimmung farbigen Lichts erzeugend, ohne inhaltliche Begründung, aber auch nicht ganz frei von Assoziationen. Landschaft wird evoziert, ein Einblick in dunkle Tiefe, umgeben von helleren Zonen. Diese hellen, über changierende Blau- und Grüntöne nach Weiß spielenden Partien, mit lockerem Pinselstrich über und in das Schwarz gesetzt, teilweise als Zeichnung zur Bildmitte hinübergreifend, sind der Rahmen des Geschehens. Das Bild selbst ist absichtsvoll rahmenlos, erhält dadurch keine feste Begrenzung und wird so in seinem schwebenden Charakter unterstützt. Von oben tropfen Weißtupfer ins Bild, wie Licht, das über die Dunkelheit ausgegossen wird. Der Betrachter wird über Art und Realitätsgrad der Gegenstände im Bild im unklaren gelassen. Nicht einmal gesagt ist, ob sie tatsächlich existieren. Kirkeby verneint dies sogar. In einem Aufsatz zitiert er einen Text von Malewitsch, der in der Beobachtung gipfelt, der Gegenstand existiere nicht, weder im Bewiesenen noch im Unbewiesenen. Er fährt dann fort "genau so habe ich das Problem mit dem Gegenstand in meiner Malerei verstanden. ? Und somit existiert die Malerei nicht, auch nicht als physischer Gegenstand ? ."1

Kerzenbaum ist trotz seiner Größe ein Nahbild; erst beim Betrachten aus geringer Distanz erschließt sich das Gewebe der Farben ganz, das Übereinander- und Ineinander-Verwobensein ihrer Tönungen. Der Betrachter nimmt die Ränder nicht mehr als klare Begrenzung wahr, sondern verliert sich sehend in die flüchtige Farbstruktur des Bildes. Kirkeby weiß um die Unmöglichkeit, die vergänglichen Augenblicke von Farben im Bild festzuhalten und ihnen Dauer zu geben. Farben, so sagt er, brauchen eine lange Zeit, um zu reifen. "Die wichtigste Farbenlehre ist die Lehre von der Geschichte der Farben."2
G. G.

1 Per Kirkeby, zit. n.: Im Umkreis von der Grundtvigs-Kirche, in: Ausst. Kat.Per Kirkeby, Skulptur und Druckgraphik. Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach 1986, S. 59 f
2 Per Kirkeby, zit. n.: Per Kirkeby, Sechs Bilder. Galerie Michael Werner Köln 1984

Inventarnummer: 1986-185

Signatur: bezeichnet (rückseitig: Per Kirkeby/1984/Kerzenbaum)

Abbildungsrechte: Kunsthalle St. Annen