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Eva |
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Im Auftrag des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck und finanziert ausschließlich durch Mittel des Deutschen Verbands Frau und Kultur e.V., Lübeck, schuf der Bildhauer Lothar Fischer die beiden Figuren eigens für die zwei abgetreppten spätgotischen Nischen der ehemaligen, nur noch im unteren Teil erhaltenen Fassade der Klosterkirche St. Annen, die heute den Zugang zur Kunst halle St. Annen und zum St. Annen- Museum bildet. Zahlreiche Vorstudien zum Zwecke der endgültigen Auswahl gingen diesen Figuren voraus. Die Rundung der Köpfe und die Tiefe der Gestalten wurden den räumlichen Bedingungen beider Nischen exakt angepaßt. Formal stehen die Plastiken den ENIGMA-Variationen am nächsten, die Fischer 1996/97 für den Meßberghof in Hamburg schuf.1 Beide Gestalten sind frontal ausgerichtet und daher einansichtig. Ihr klarer tektonischer und strenger Aufbau gliedert sich in drei Teile, bestehend aus Bein- bzw. Unterkörper, Bauch-Armpartie und dem Oberkörper mit Kopf. Der Aufbau und die gitterkastenartigen Armbereiche machen deutlich, daß es sich um Kunstfiguren ohne mimetische Absichten handelt. Wichtiger ist vielmehr das abwechslungsreiche und spannungsvolle Spiel zwischen konvexen und konkaven, vor- und zurückspringenden bzw. zwischen geschlossenen und offenen Bereichen. Letztere bilden im Arm-Brustkorbbereich ein quaderförmiges, konstruktives Gittergerüst. Dieses sind die tektonischen und strukturellen Elemente, während die naturhaften Elemente, wie die Art der feinmodellierten Oberflächenbehandlung, die Vitalität des Organischen zum Ausdruck bringen. Das Weiche und Organische bilden den spannungsvollen Gegensatz zum tektonisch-strukturellen Prinzip. Dabei wird das Konstruktiv-Ordnende in das Organische und die Leere der Öffnungen in die geschlossenen Körper überführt. Der Künstler ist hier bestrebt, eine sinnliche Synthese von Tektonik und Organik herzustellen. Die Kontrapunktik der aktiven und passiven Formen verleiht den beiden sinnlichen Figuren höchste Spannung. Da für Fischer "Bilden" nicht mit "Abbilden" gleichzusetzen ist, stimmen hier vor dem Hintergrund einer naturalistischen Auffassung weder die Proportionen, noch sind die körperlichen Details, wie Brüste, Arme, Nase, Augen und Mund anatomisch korrekt. Ebenso befinden sie sich nicht immer an der "richtigen" Stelle. Beide Gestalten bilden eine plastische Gegenwelt, die es vermag, eine mystisch anmutende Aura zu schaffen. Zugleich vermitteln sie dem Betrachter ihren Enstehungsprozeß aus dem ursprünglichen Tonmodell bzw. der abstrakten Tonröhre als Ursprungs form, was zu ihrer inneren Vitalität erheblich beiträgt: "Mein Thema ist hauptsächlich der Mensch in seinen Grundhaltungen: Stehen -Sitzen - Liegen, aber begriffen als ?Kunstfigur?. Mir geht es um die Erfindung und Gestaltung immer neuer Figurationen, die aus den Mitteln, dem Material und dem Vorgang entstehen. Es sind zeichenhafte, tektonische, elementare Formulierungen, sozusagen ?abstrakt? als Ausgangspunkt, werden aber sinnlich erfüllt und lebendig durch das Machen. Das Ergebnis ist die autonome plastische Gestalt."2 Der Betrachter begegnet hier der Spannkraft von Irrationalität und gleichzeitiger geistiger Durchdringung, von tektonischem Aufbau und organischer Durchführung, von sinnlicher Intellektualität und rationaler Sinnlichkeit. Th. R. 1 siehe: Pia Dornacher (Hrsg.), Lothar Fischer, Das plastische Werk, 1953 - 1998 Werkverzeichnis, Bramsche 1998, Nr. 1483 - 1502, S. 447, hier Nummer 1492 (Adam) und 1493 (Eva II) 2 zit. n.: Thorsten Rodiek, So gebunden - so frei/Die figurativ-autonome Welt Lothar Fischers, in: Thorsten Rodiek (Hrsg.), Lothar Fischer, Plastiken und Zeichnungen aus 40 Jahren, Bramsche 1995, S. 11 Literatur:
Inventarnummer: 2003-8 Signatur: bezeichnet (am unteren Plintenrand vorn: Lothar Fischer)
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