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Becher |
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Der Becher aus bläulich-türkiser Glasmasse steht auf einem runden massiven Fußring, der proportional zu klein wirkt. Auf der Bodenunterseite ist auf dem abgeschliffenen Abriss das gekrönte Monogramm der russischen Zarin Eliabeth Petrowna (1709—1761) eingeschnitten. Ein bogig geschnittenes (modernes) Papier ist auf dem Rand befestigt und beschriftet mit „Kaiserin Elizaveta Petrovna 1709-1761 // gekrönt Moskau 1742“. Die Becherwandung ist über dem Fußring doppelt gebaucht, wobei die untere Bauchung niedriger gestaltet ist. Es handelt sich hierbei um eine einzigartige Gefäßform für die bisher noch kein Vergleichsobjekt gefunden werden konnte. Auf der Wandung ist auf einer Seite das Wappen des russischen Zarentums – ein doppelköpfiger Adler (byzantinischer Doppeladler) mit Doppelkrone auf dessen Brustschild der Hl. Georg zu sehen ist, sowie Reichsapfel und Zepter in den Klauen – eingeschnitten. Die gegenüberliegende Seite zeigt das Brustbild der gekrönten Zarin, gerahmt von zwei unten gebundenen Zweigen. Der Schnittdekor ist relativ einfach gearbeitet und lässt keine Einordnung zu. Der Entstehungskontext kann aufgrund fehlender Vergleichsobjekte derzeit noch nicht eindeutig bestimmt werden. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Herstellung – besonders farbiger – Gläser in der Zeit der Herrschaft Elisabeth Petrownas in Russland eine besondere Rolle spielte, in deren Kontext möglicherweise auch dieser Becher zu sehen ist, vgl. Walter Nachtigall u.a.: Glas. Unterhaltsamer Streifzug durch Geschichte und Gegenwart eines faszinierenden Stoffes. Berlin 1988, S. 219-223. Der russische Gelehrte und Dichter Michail Lomonossow (1711—1765), der sich zwischen 1736 und 1740 in Marburg und Freiburg aufhielt, betrieb in seiner russischen Heimat nach der Rückkehr Studien zu den Eigenschaften von Glas und experimentierte mit Farbglas. Graf Michail Woronozow (1714—1767), Reichskanzler unter Kaiserin Elisabeth Petrowna, weckte bei Lomonossow das Interesse für Mosaikarbeiten, von denen er nach zahlreichen Versuchen im Jahr 1752 eines mit der Darstellung der Muttergottes der Kaiserin überreichte. Er entwickelte verschiedenfarbige Gläser, „grasgrün, dem Smaragd ähnlich, oder blau wie der Aquamarin, in der rotbraunen Farbe des Karneols oder blaugrün wie der Türkis, aber durchscheinend“ (zitiert nach Nachtigall 1988, S. 221). In der Folge arbeitete er weiter an Rezepturen für farbiges Glas und ersuchte im November 1752 die Erlaubnis eine Glasfabrik gründen zu dürfen. Nach Fertigstellung der Glashütte besuchte er erneut Freiberg in Sachsen und warb in Gehlberg 12 Glasmacherfamilien an. Es wird vermutet, dass diese allerdings, nach dem Misserfolg der Hütte, zum Unternehmen des Fabrikanten I.A. Malzew wechselten. Darstellungen der Kaiserin finden sich auf zahlreichen Gläsern unterschiedlicher Form: vgl. Glass Admired by the Russian Tsars. History of European and Russian Glass from the Collection of The State Hermitage Museum. Ausst. Kat. Hokkaido Museum of Modern Art, Tokyo Metropolitan Teien Art Museum, The Okayama Prefectual Museum of Art. O.O. 2011, Nr. 133 (Pokal, Russland, S. Petersburg Glassworks, 1741-61); Europäisches Glas & Studioglas. Aukt. Kat. Dr. Fischer Kunstauktionen, 293. Auktion, 29. Oktober 2022, Nr. 146 (Russland, um 1740) Die Becherform erinnert an böhmisches Glas: Europäisches Glas & Studioglas. Aukt. Kat. Dr. Fischer Kunstauktionen, 292. Auktion, 8./9. Juli 2022, Nr. 335 (rosafarbener Becher einer ähnlichen Form, Böhmen, um 1840). (Sabine Tiedtke) Inventarnummer: Gl019 Fotograf: Sönke Ehlert Abbildungsrechte: Jürgen und Maria Elisabeth Rasmus Stiftung |
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