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"Für den angstvollen Sünder... finden wir wenig Trost"

Am: 21.03.2023
Um: 19:00Uhr
Veranstalter:Museum der Grafschaft Rantzau
AnschriftRantzau 13
25355 Barmstedt
Link zum Museum : http://www.muse[..]
Proteste gegen die Gottesdienstreform von 1797 - auch in Barmstedt.

Vortrag im Rahmen der Ausstellung zu Fließen aus der Zeit um 1800 mit biblischen Motiven im Museum der Grafschaft Rantzau.

1797 erließ die dänische Regierung mit der »Schleswig-Holsteinischen Kirchen-Agende« eine einheitliche Gottesdienstordnung für die Herzogtümer Holstein und Schleswig sowie für die Herrschaft Pinneberg und die Grafschaft Rantzau. Mit der Abfassung der neuen Liturgie und Gebete wurde der Generalsuperintendent Jacob Georg Christian Adler beauftragt. Im Sinne der Aufklärung setzte er ganz neue Akzente: Der Gottesdienst sollte nunmehr in erster Linie der Erziehung der Gläubigen zu guten Untertanen und ihrer moralischen Verbesserung dienen. Dafür wurde der bisherige Gottesdienstablauf vollkommen geändert: Fast alle regelmäßigen Elemente der bisherigen Liturgie fielen fort. Wechselgesänge gab es nicht mehr und die wenigen Gemeindelieder und Gebete sollten belehrend die Predigt wiederholen. Auch inhaltlich war damit eine große Anderung verbunden: Anders als zuvor standen nicht mehr Buße und Sündenvergebung im Zentrum, sondern der Aufruf zur aktiven Besserung.

Diese »Schleswig-Holsteinische Kirchen-Agende« griff tief in das gottesdienstliche Leben ein und stand im Widerspruch zur traditionellen Frömmigkeit und zur religiösen Praxis großer Teile der Bevölkerung besonders in ländlichen Gebieten. Die unangekündigte, zwangsweise Einführung verstärke die Ablehnung, die die neue Agende in den Gemeinden erfuhr. Immer mehr Gemeinden reichten schriftliche Beschwerden bei der Obrigkeit ein.

Auch aus Barmstedt findet sich ein sehr ausführliches Gesuch in den Akten. Es zeugt von einer umfassenden Beschäftigung mit der Materie. Der anonyme Verfasser orientierte sich an bereits gedruckt vorliegenden Schriften gegen die Agende, argumentierte aber auch eigenständig. Es solle alles beim Alten bleiben, so die zentrale Forderung. Unterzeichnet wurde das Gesuch von über zwanzig Personen in öffentlichen Amtern, darunter Kirchenjuraten, Schulvorsteher, Fleckensgevollmächtigte und immerhin vierzehn Vögte der umliegenden Dörfer. Es ist ein seltenes Zeugnis einer aus der Bevölkerung getragenen Eingabe an die Obrigkeit, in der nicht persönliche materielle Interessen wie Grenz- und Grundstücksfragen den Ausgangspunkt bilden.

Von der Obrigkeit wurde das Gesuch negativ beurteilt. Der Elmshorner Propst Valentiner, ein überzeugter Aufklärer, schreib es fanatischen, bildungsfeindlichen Herrnhutern zu. Zwar ist nicht überliefert, welches Ergebnis das Gesuch schließlich hatte, doch es wirft ein Schlaglicht auf die religiöse Lebenswelt der Barmstedter um 1800, die im Vortrag nachgezeichnet werden soll.

Gemeindessal der Kirchengemeinde Barmstedt, Chemnitzstr. 26

Eintritt frei.
Apr.-Sep.: Sa u. So 14-17 Uhr
Okt.-März: Sa u. So 13-16 Uhr