Filetstickerei aus Nordschleswig: David und Goliath; Jakob an der Himmelsleiter.

Ehemals schwarzblaues, bunt besticktes Filetnetz. Die vielfarbige Wollstickerei zeigt Jakob an der Himmelsleiter und David mit Goliath zwischen Blumen und Tieren.

"(...) Drei Stücke einer groben Filetarbeit, deren Netz aus blau gefärbtem Leinen besteht und eine Maschengröße von 5 mm aufweist; die eingestopften Motive sind aus weicher, handgesponnener, meist zweidrahtiger Wolle hergestellt, die, ebenso wie das Netz, offensichtlich in Hausmacherweise eingefärbt ist. (...) Das größte der drei Stücke, das etwa als Vorhang angesprochen werden kann, ist aus zwei schmalen Bahnen der Länge nach zusammengesetzt (...). Die Stickerei (...) verteilt ihre Muster locker über die ganze Fläche (...). Die Blumen sind recht groß, steif und ungleichartig, alle aufwachsend, teils mit dürren abstehenden Seitenzweiglein, teils mit üppigerem Blattwerk versehen. (...) Weitere Blumen sind groß und regellos verteilt. Dazwischen sind drei umfangreiche figürliche Motive eingestreut (...) Oben finden wir die Geschichte von Jakobs Traum dargestellt. Jakob, hellgekleidet, ruht schlafend unter einem Baum, auf die Wandertasche gelehnt, der Stab neben der Tasche liegend. Dicht hinter seinem Kopf steigt die Himmelsleiter an, auf der vier hellgekleidete, rotgeflügelte Engel erscheinen. Drei lichtbraune Tiere, zwei Hirsche und ein Reh, sind über und unter dem Baum verteilt und dienen zur Belebung der gedachten Landschaft, in der die Szene sich abspielt. Nicht mißzuverstehen ist die daneben befindliche Gruppe von David und Goliath. Der Riese im kräftig roten Kleid mit blauem Untergewand und gelber Kopfbedeckung fällt durch seine Größe sofort auf. Klein und zartfarbig gekleidet steht David vor ihm und schwingt in der Rechten (...) den blauen Stein in seiner gelben Schleuder. Unter der Szene David und Goliath erhält eine Jagdpartie durch einen großen grünen Baum mit roten Früchten ihre landschaftliche Note. Ein Hirsch, drei Hunde und ein Jägersmann im grünen Kleide tummeln sich darunter; über dem Baum fliegt ein äußerst bunter, seltsamer Vogel, der auch zu dieser Gruppe gerechnet werden muß, ja es sieht so aus, als richte der Jäger seine Waffe mehr gegen ihn als gegen den Hirsch." (Auszug aus einem Aufsatz von Dr. Hildamarie Schwindrazheim).

Schwindrazheim beschreibt zwei weitere Stücke mit bisher unbekanntem Standort: "(...) Das zweite Stück gleichartiger Netzarbeit ist erheblich kleiner und nur 55 cm hoch, dabei 1,05 m breit und ist der Quere nach aus zwei schmalen Streifen mit einer langen Naht zusammengesetzt. Es zeigt die gleichen verstreuten großen bunten Blumen und dazwischen figürliche Szenen; im oberen Streifen tragen die beiden Kundschafter, Josua und Kaleb, in blau und roter Kleidung mit lila Strümpfen, ihre gewaltige Traube an einer weißen Stange davon, ein Hirsch mit blauem Geweih guckt zu. Im unteren Streifen breitet in der Mitte ein Baum seine Zweige mit vielen gelbroten Früchten aus, während unter ihm ein anderer Hirsch, auch mit hellblauem Geweih, von einem Hunde gehetzt wird. Es könnte dieses Stück als (...) Volant über dem vorher geschilderten Vorhang gesessen haben. Das dritte Stück (...) hat genau die Höhe der schmalen Streifen, aus denen sich das eben beschriebene Stück zusammensetzt und könnte seitlich neben der Gruppe der Kundschafter gesessen haben. Allerdings würde dann ein eben so großes Stück darunter fehlen. Es könnte aber auch ein Rest eines anderen, verlorenen Stückes sein. Wieder sind ein paar große Blumen eingestickt, an einer Seite ist eine Art großer Lorbeerzweig mit roten Beeren dargestellt, daneben ein rotgeflügelter, blau und rot gekleideter Engel, der die eine Hand bedeutungsvoll emporhebt, während er die andere in die Seite stemmt. (...) Wie dieser Vorhang im schleswigschen oder nordfriesischen Hause gebraucht worden ist, ob vor den Fenstern, vor einem Wandbett oder wie sonst (...) bleibt vorläufig offen. Auch ist noch nicht restlos geklärt, wie diese drei Stücke zueinander gehören."

Schwindrazheim, Hildamarie o.J.: Eine nordschleswigsche Netzarbeit des 18. Jahrhunderts. Unveröffentlichtes Typoskript.