Eine Atelierhalle mit halbfertigen Bildern an den Wänden. Zwei Männer stehen nebeneinander, der in der Vordergrundmitte zielt mit der Hand wie mit einer Pistole knapp am Betrachter vorbei. Hinter ihm schwebt eine Gestalt mit einer Art Fallschirm, als wolle er helfen oder Einhalt gebieten. Die Szene schwankt zwischen Realität und Fiktion.
Christopher Prösch persifliert ein Foto, das der amerikanische Künstler Will McBride 2007 in Daniel Richters Berliner Atelier aufgenommen hat, und zwar in einem Ausschnitt, der Richter - und nicht mehr die Pistole in seiner Hand und den neben ihm stehenden Schauspieler Marc Hosemann - ins Zentrum rückt. Manches an der Räumlichkeit ist vereinfacht. So ist die Gemäldeleinwand am rechten unteren Bildrand freigelassen, wo sich in McBrides Foto ein weitgehend fertig gestelltes Bild mit einem Malergerüst davor befindet. Auf die Rückwand fällt, so scheint es, der Schatten von Richters Kopf und deckt teilweise eine Farbreihe ab, die an Richters berühmten Namensvetter Gerhard Richter denken lässt. Der Schriftzug auf Richters T-Shirt ist getilgt, das Hemd Hosemanns rot statt rotweiß gestreift. Die Struktur der Decke ist aus Pröschs eigenem Atelier verpflanzt. Gänzlich neu und fremd ist die schwebende Figur - Beschützer, Warner, Dämon?
Ein Künstlerfoto von einem Künstler mit seiner Kunst und einer hinzugefügten Kunstfigur, dazu eine kraftstrotzende Pose, die leerläuft, als sei Richter etwas aus der Hand geschlagen: Prösch übt metaphorisch Kritik an zeitgenössischem Künstlergebaren und seiner Gefährdung, in einen Geniekult zurückzufallen. (Peter Thurmann in: "bewegt". Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd.01, Kiel 2013, S. 80)

Inventarnummer: st2011-3016

Signatur: signiert (Rückseite: Prösch)

Abbildungsrechte: Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein

Ikonographie:

junger Mann, Jugendlicher