Zur letzten Objektsuche | Zum Album hinzufügen |
|
|
Vier Strebepfeiler - Hochaltarretabel der Marienkirche |
|
Je zwei erheblich schlankere Wangenstücke (Mittelstellung) in Gestalt von Strebepfeilern (Inv.Nr. 1202a-d) mit abschließenden Blattkapitellen (in einem Fall mit einem Maskenkopf), die dem oberen beziehungsweise unteren Register der Außenseiten der inneren Drehflügel zuzurechnen sind. Eine Vorstellung vom ursprünglichen Aussehen des Hochaltarretabels der Marienkirche vermittelt eine 1852 - also unmittelbar nach der Wiederherstellung - veröffentlichte rekonstruierende Beschreibung: (...) "Ein 12 Fuß breiter Schrank war mit doppelten Thüren versehen und stand, auf einer Prädelle mit einfachen Thüren, auf dem Altartische. Waren die sämmtlichen Thüren zu, so sah man gemalte Bilder, von denen Nichts erhalten ist, als die eine Thür der Prädelle, worauf fünf Brustbilder von heiligen Frauen dargestellt sind. Wurden die ersten Thüren des Schranks geöffnet, so zeigte sich an den innern Wänden dieser äußern Thüren und den äußern Wänden der innern Thüren eine im Ganzen 25 Fuß breite Fläche, in 22 [richtig 24] Felder abgetheilt, worauf verschiedene Momente aus dem Leben des Herrn und der Jungfrau Maria in kleinen vergoldeten und gemalten Holzreliefs dargestellt waren. Wurden die Thüren der Prädelle geöffnet, so sah man an den innern Wänden dieser Thüren und in der Prädelle selbst zwölf ähnliche Felder mit ähnlichen Darstellungen. Das Ganze enthielt also in drei Reihen Felder unter einander, in jeder Reihe zwölf, im Ganzen 36. Wurden dann von dem obern Hauptschrank die innern Thüren geöffnet, so zeigte sich eine prächtig reiche Architektur in vergoldetem Holzschnitzwerk, worin die silbernen Figuren von verschiedener Größe unter Baldachinen standen. " (Hauptaltar 1852; vgl. Milde 1, S. 58; Bruns 1904, S. 173). Das 1425 vollständig ausgestattete Hochaltarretabel der Marienkirche unterschied sich nicht nur materiell, hinsichtlich seiner überaus prachtvollen Festtagsseite, deren Ausstattung mit insgesamt 92 Silberfiguren sowohl an den älteren, verlorenen Hochaltaraufsatz des Münsteraner Domes als auch an die etwas jüngere Lüneburger Goldene Tafel (vgl. Einem 1929, bes. Taf. 1-2) denken läßt, von gewöhnlichen norddeutschen Schnitzretabeln der Zeit um 1425. Auch die Formensprache der Gefachrahmungen mit ihrer erstaunlich sorgfältigen Detailausbildung in der Art einer Mikroarchitektur, die aus zahllosen kleinen und kleinsten Versatzstücken zusammengebaut worden ist, erinnert in hohem Maße an Goldschmiedearbeiten. Die vollkommene Präzision und metallisch harte Ausbildung aller Einzelteile, die üppige Verwendung von Goldauflagen ohne die in Lübeck üblichen blauen und roten Absetzungen der Kehlen, nicht zuletzt aber auch die Inanspruchnahme von Ahornholz für die filigranen Zierrate weist auf ein Importstück hin, das aus derselben Werkstatt bezogen wurde, die auch für die Lüneburger Goldene Tafel tätig war. An den beiden im Hannoveraner Landesmuseum erhaltenen Kastenflügeln finden sich nahezu identische Detailformen bis hin zu den ungewöhnlichen, die Architektur ergänzenden Metallapplikationen wieder. Nicht zuletzt der Einsatz von hartem Birnbaumholz (anstelle von Ahorn) für besonders kleinteilige Schnitzarbeiten ist dort greifbar. Die nicht die hohe künstlerische Qualität der Architekturfragmente erreichenden figürlichen Holzreliefs der ersten Wandlung und die Malereien der Flügelaußenseiten dürften - ähnlich wie die sehr heterogenen Silberfiguren - hingegen wohl erst in Lübeck hinzugekommen sein. Nach Albrecht: 2005, Kat. Nr. 31 Inventarnummer: 1202a-d Abbildungsrechte: St. Annen-Museum |
Name des Museums
Titel des Bildes
Titel des Bildes