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Gnadenstuhl |
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Auf polygonaler Plinthe hält der stehende Gottvater den aufgerichteten Leichnam Christi vor seinem Körper, indem er ihn mit beiden Händen an der Taille umfaßt. Während dessen Unterkörper noch eine auffallend sichere Schrittstellung einnimmt, ist der Oberkörper mit dem auf die Schulter gefallenen Haupt zur rechten Seite gebeugt. Die herabhängenden Arme mit auffällig geschnitztem Netz angeschwollener Adern nehmen die gebogene Stellung des Körpers auf und beschreiben eine Kreisform. Die Handflächen sind nach innen gedreht, die Finger hinter dem Daumen gebeugt. Auffällig ist das jegliche Fehlen schnitztechnisch angelegter Wundmale. Unter der ausladenden Krone fällt das kräftig gelockte Haupthaar Gottvaters bis auf die Schultern. Der lange volle Bart bedeckt den oberen Brustbereich. Über dem am Boden auslaufenden Gewand, auf dessen Enden der Leichnam Christi steht, trägt Gottvater einen langen, schwer fallenden Mantel. Von hohem künstlerischen Vermögen zeugt die Gestaltung sowohl des psychologischen Ausdrucks als auch der physiognomischen Erscheinung von Vater und Sohn. (Befestigungs-)Spuren einer ikonographisch begründeten Taube des Heiligen Geistes, die den Gnadenstuhl - entsprechend älterer Bildversionen - zu einer Trinitätsdarstellung ergänzt hätte und wiederholt als verloren bezeichnet wurde, lassen sich nicht mit Sicherheit bestimmen; allenfalls eine tiefe kreisrunde Aushöhlung im Kopf Christi könnte (auch) als Einsteckloch für eine Taube gedient haben. Die kunsthistorische Einordnung des Bildwerks, das aus der Lübecker Schnitzkunst vom Ende des Mittelalters herausragt, erweist sich als problematisch. Zuletzt trat Hasse 1982 für eine Zuschreibung an Benedikt Dreyer ein. Diesbezüglich ist besonders auf den kantigen Gesichtsschnitt (vgl. die eingezogenen seitlichen Stirnpartien, die vorgezogenen Wangenknochen, die spitzwulstigen Augenbrauen) und die knochige Fingergestaltung (mit ihrer konkaven Biegung der Fingerglieder) hinzuweisen; Stileigenheiten, die sich in gleicher Weise am ehesten an der kleinformatigen Seitenfigur des Hl. Rochus im Schrein des 1520-1522 datierten Antoniusretabels von Benedikt Dreyer (Inv.Nr. 1) beobachten lassen. Nach Albrecht 2005, Kat. Nr. 188 Literatur:
Inventarnummer: 1967-4 Abbildungsrechte: St. Annen-Museum
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