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Zerstäuber

Objektbezeichnung:Zerstäuber
erweiterte Objektbezeichnung:Esso FLIT
Hersteller:Sidol Werke
Hersteller:Esso
Ort:Köln
Datierung:ca. 1951
Maße:H: 5,7 cm, D: 8,7 cm, L: 42,5 cm (ausgefahren)
Material:Eisenblech
Holz
Technik:gelötet
Bereits 1942 besteht die erste mit chemischen Treibmitteln betriebene und nur mit einem Knopfdruck zu bedienende Spraydose ihren Praxistest in der Insektenbekämpfung: Die sog. "bug bomb", entwickelt vom Chemiker Lyle D. Goodhue und vom Insektenforscher William N. Sullivan, wird im Pazifikkrieg an US-amerikanische Soldaten ausgegeben - zur Bekämpfung des 2. Kriegsfeindes nach dem japanischen Kaiserreich: Der Malaria, die in tropischen Gefilden von der Anopheles-Mücke übertragen wird. In der Folgezeit werden die Dosen handlicher und leichter, die Ventile in der Produktion günstiger, die Anwendungsgebiete vielfältiger. Zur Mitte der 1950er Jahre erobert die Spraydose - zunächst ab 1955 mit Haarsprays - auch den bundesdeutschen Markt und verdrängt auf vielen Anwendungsgebieten die älteren, mechanisch mit Druckluft betriebenen Zerstäuber.
Zu diesen zählt die „Esso FLIT“-Spritze (to flit = engl. spritzen), die in der Bundesrepublik Deutschland zu Anfang der 1950er Jahre von den Sidol-Werken in Lizenz des international agierenden US-amerikanischen Öl-Konzerns Esso hergestellt wird und für den häuslichen Einsatz zur Bekämpfung störender Insekten bestimmt ist. Das Gerät ist zusammengesetzt aus einem metallenen dosenförmigen Behältnis zur Aufnahme flüssiger Insektizide und einem ebenfalls blechernen Pumpkolben mit hölzernem Verschluss und ebenfalls hölzernem Griff. Der aufschraubbare Gifttank, der aufgedruckte Hinweis, dass man die Pumpe ölen könne, und der gewisse Materialwert der verwendeten Teile legen nahe, dass der Zerstäuber - im Gegensatz zur nachfolgenden Spraydose - kein Einmal- oder „Wegwerfprodukt“ ist, sondern eine mehrfache Befüllung und Anwendung angedacht ist. Die Handhabung erfolgt im Gegensatz zur Spraydose beidhändig: Das Gerät wird zunächst gedreht, damit flüssiges Gift tröpfchenweise aus der Dose nach unten durch ein enges Metallröhrchen vor das Luftaustrittsloch der Pumpe läuft. Während die Führhand den Kolben umfasst, wird mit der anderen Hand der Holzgriff ruckartig zum Kolben gedrückt und so Luft durch die Düse gepresst. Die herabtröpfelnde toxische Flüssigkeit wird auf diese Weise zerstäubt, das entstehende Aerosol nach vorne versprüht. Der Kraftaufwand des Pumpenden bestimmt die Reichweite des Zerstäubers.
Die Lackierung der Mantelflächen der beiden aneinander gelöteten Zylinder weist die damals aktuellen und sehr werbewirksamen Firmenfarben des Esso-Konzerns auf: Rot, Weiß, Blau. Ein klar strukturiertes Layout, Blockschriftsatz und die umlaufende dreimalige Nennung des Produktnamens "FLIT" tragen des Weiteren dazu bei, dass dieses Produkt leicht zu identifizieren ist und in den Augen der westdeutschen Nachkriegskonsumenten international und fortschrittlich anmutet. Gepaart wird dies mit der Assoziation von Zuverlässigkeit, Ordnung und treuer Pflichterfüllung, die in der ebenfalls auf dem Gehäuse dargestellten Werbefigur eines marschierenden, salutierenden Paradesoldaten mit geschultertem (überdimensionalen) Zerstäuber deutlich wird. Aufgrund der noch allerorts präsenten Folgen des II. Weltkriegs im bundesdeutschen Nachkriegsalltag werden die am Militärischen festgefachten positiven Werte hier über eine unagressive Figur vermittelt, deren adrette Uniform antiquiert, feierlich und nationalpolitisch unbestimmt erscheint. Diese zeitliche und politische Offenheit des Werbemaskottchens ermöglicht zudem seine internationale Einsetzbarkeit. Die Schneidigkeit und Zuverlässigkeit des sympathischen Männchens wird 1951 in einer Serie von Hörfunkwerbebeiträgen der Deutschen Esso aufgegriffen: Stets eingeleitet durch die sog. „FLIT-Fanfare“, die bereits nach wenigen Sekunden eine schnelle Wiedererkennung des Produktes gewährleistet, wird die geneigte Hausfrau demonstrativ höflich („Gnädige Frau, kennen Sie?“) auf die praktischen Anwendungsmöglichkeiten des Insektenvernichters in so bekannten wie unangenehmen Alltagssituationen hingewiesen.

Literatur:
  • Werbearchiv/MultiMediaZentrum der Universitätsbibliotheken Regensburg (Hrsg.): http://rzblx3.uni-regensburg.de/hwa/search.php?query_str=Esso&type=simple, 10. März 2010

Inventarnummer: 2008VK610

Signatur: Aufschrift (auf Dose: "FLIT Zerstäuber Esso Herstellung und Vertrieb in Lizenz: Sidol-Werke. Siegel & Co. GmbH Köln. Eigentümerin der Markenrechte: Esso Standard Oil Co. New York. USA")

Signatur: Aufschrift (auf Pumpe: "Vorsicht! Nicht bei offener Flamme zerstäuben FLIT Esso Zerstäuber. Eingetragene Schutzmarke / Hier ölen)

Abbildungsrechte: Freilichtmuseum Molfsee - Landesmuseum für Volkskunde