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Tänzerin mit Schatten |
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Im Winter 1910/11 schöpfte Emil Nolde seine motivische Inspiration aus dem theatralischen und anrüchigen Großstadtleben Berlins, wo er sich mit seiner Frau Ada seit 1905 in den Wintermonaten aufhielt. Regelmäßig suchen sie in dieser Zeit die Bälle, Kabarettbühnen, aber auch das Theater, die Varietés, Tanzlokale und Nachtcafés auf, um das dort verkehrende Publikum, das Geschehen auf der Bühne und den zweifelhaften Glanz, den diese Orte versprühten, zu zeichnen. Die Tuschzeichnung "Tänzerin mit Schatten" hält wie eine Fotographie eine Frau mit großem Hut oder ausladender Frisur auf Japanpapier fest. Ihre Füße sind gekreuzt und die Arme fragend abgewinkelt erhoben. Fast wie ein lächerliches kleines Mädchen steht sie in dieser merkwürdigen Haltung. Die unkonventionelle Kleidung, bestehend aus einem tief auf der Hüfte sitzenden Rock und einem engen Oberteil, das sie fast nackt erscheinen läßt, erlauben ihre Identifizierung als Kabarett- oder Varietétänzerin. Die überzeichnete Pose der Ratlosigkeit und Unsicherheit sowie ihre grimassierend herabgezogenen Mundwinkel weisen auf eine humoristische Darbietung hin. Durch ihr gleichermaßen erotisches wie clowneskes Auftreten strahlt sie eine merkwürdige Ambivalenz aus. Diese wird durch den starken Schattenwurf auf der rechten Seite um eine geheimnisvolle Dimension erweitert. Wie ein Fabelwesen mit menschlichem Körper und tierischem Kopf die Kontur erinnert an einen Wolfs- oder Wildschweinschädel steht der Schlagschatten neben der Tänzerin. Er scheint sich von der Rolle des Abbilds gelöst zu haben und die Frau wie ein geisterhaftes alter ego anzusehen. Q.: Kunsthalle zu Kiel - Die Sammlung, Kiel 2007, S. 280. Literatur:
Inventarnummer: 1949-V 65 Signatur: signiert (unten links: Nolde) Abbildungsrechte: Kunsthalle zu Kiel
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