Zur letzten Objektsuche | Zum Album hinzufügen | ||
|
|||
Der trunkene Bacchus mit spielenden Putten |
|||
Der nackte, fettleibige Weingott Bacchus hat in seiner Trunkenheit die Kontrolle über seinen Körper verloren. Er merkt nicht, wie einer der Putten ihm vom Weinfass herunter auf den Kopf pinkelt. Die Fackel, die dieser in seiner Hand hält, ist ein typisches Requisit der Bacchanalien. Ein weiterer Putto, der auf dem Weinfass hockt, scheint dem Bacchus etwas über den Kopf schütten zu wollen. Alles weist auf übermäßigen Weinkonsum hin: die großen Weinreben, das Fass, der umgestürzte Krug hinter der linken Hand des Bacchus, der hohe Kelch zu seiner Rechten. Der dem Betrachter zuprostende Putto hat sich zum Spaß Bacchus? schweren Arm auf den Kopf gelegt. Darunter blickt uns ein Putto mit trunkenem Blick an. Drei weitere Putten versuchen, Bacchus wieder aufzuwecken und zu weiterem Trinken zu ermuntern. Der eine zerrt an dem Tuch, das um das Bein des Schlafenden liegt, der nächste zieht seine Hand zu sich hin, um ihm neuen Wein zu reichen, der dritte versucht, ihm etwas ins Ohr zu rufen. Als Baldung 1505-1507 in Dürers Werkstatt als Geselle arbeitete, lernte er dessen Kopie von Mantegnas Kupferstich Das Bacchanal mit Silen kennen. Dieser zeigt den Weingott als fetten und betrunkenen Mann, der von drei Faunen getragen wird, von denen einer ihn mit einer Krone aus Weinlaub krönt. Baldung zeigt die Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums wie Fettleibigkeit, Trägheit, Verschwendung und Torheit. Der Alkoholismus wurde zur Völlerei und damit zu den sieben Todsünden gezählt, worauf auch die Anzahl der Putten verweist. Die Kirche als Hüterin der Moral wird nicht nur in den Hintergrund an den Fuß einer Hügellandschaft gerückt, sondern auch schier erdrückt zwischen der gewaltigen Weinpflanze mit ihrer prallen Rebe, die sich um einen kahlen Baumstamm rankt, und dem langen Weinkelch. Der Alkoholismus war im 16. Jahrhundert so weit verbreitet, dass es zu zahlreichen Schriften und Verordnungen gegen den übermäßigen Konsum kam. Baldung lag vor allem daran, den Sittenverfall deutlich zu machen und, wie die Humanisten seines Umkreises, an Frömmigkeit und Enthaltsamkeit zu erinnern. (nach Melanie Kahl, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 227) Literatur:
Inventarnummer: A.B. 78 Signatur: bezeichnet (o. r. auf einer Tafel: H B G; unleserlich)
|
Name des Museums
Titel des Bildes
Titel des Bildes