Altdorfer zeigt den Heiligen nicht, wie üblich, in der Mitte des Flusses, sondern am Ufer. Der Riese sitzt auf dem Boden, ein Bein ausgestreckt und die rechte Hand auf die Erde gestützt; in der linken Hand hält er seinen Stab, an dessen oberem Ende bereits, zum Beweis der Wahrheit der von Christus an ihn gerichteten Worte, zwei Palmzweige hervorsprießen. Im fernen Hintergrund ist eine bergige Landschaft mit einem schloss- oder burgähnlichen Gebäude zu erkennen. Zum Fluss hin weht ein Wind, welcher die Äste sich biegen lässt, doch bleibt die Wasseroberfläche ruhig. Es ist eher ein Wehen des Geistes, in dem Christophorus die Worte vernimmt, die ihm Klarheit über sich und seinen Weg bringen. Altdorfer schildert das Gespräch zwischen Christophorus und Christus, in dem dieser sich dem Riesen zu erkennen gibt, worauf der merkt, dass er es mit dem mächtigsten Herrn zu tun hat, den er suchte. Nach dem gefährlichen Gang durch den Fluss, bei dem Christophorus in große Angst gekommen war zu ertrinken, sitzt er in sich zusammengesunken am Boden. Der gewaltige Baum in der Bildmitte hinter ihm, dessen wahre Größe nur geahnt werden kann, weil er vom oberen Bildrand überschnitten wird, lässt den Stab des Christophorus klein erscheinen und den Riesen selbst auf normales Menschenmaß schrumpfen. Die gesamte Christus-Christophorus-Gruppe, die als ein in Christi Haupt gipfelndes Dreieck angelegt ist, nimmt gegenüber den Bäumen und der Himmelslandschaft nur einen kleinen Teil unten im Bild ein. Der Christusknabe mit seinem Spielzeugstöckchen in der Rechten überragt mit seinem Kopf etwas den des heiligen Christophorus. Dieser, wiewohl erschöpft, hört dennoch aufmerksam zu. Das, was er beim Gang durchs Wasser erfahren hat und worüber er jetzt Aufschluss erhält, das unerhörte Gewicht des Kleinen, ist im Bild durch die Verschiebung der Proportionen dargestellt.
(nach Melanie Ucke, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 229)

Literature:

• Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventory Number: A.B. 64

Signature: bezeichnet (o. Mitte am Baumstamm: AA)

Iconographie:

Christliche Religion