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Gnadenstuhl (Fragment aus dem Alabaster-Altar Groß Grönau) |
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Alabasterreliefs wie die ausgestellte Serie von fünf Tafeln mit Darstellungen des Gnadenstuhls, der Verkündigung an Maria (Inv.-Nr. 1910-237), der Anbetung der Hl. Drei Könige (Inv.-Nr. 1910-235), Mariä Himmelfahrt (Inv.-Nr. 1910-234) und der Marienkrönung (Inv.-Nr. 1910-236) wurden im spätmittelalterlichen England in großem Umfang hergestellt. Die Blütezeit der Alabasterproduktion lag zwischen dem 14. und frühen 16. Jahrhundert, die größte Produktionsstätte war Nottingham. Die meist kleinen Relieftafeln wurden nach ganz Europa exportiert und in der Regel als mehrteilige Folge in einem Altar präsentiert, dessen Schrein dann vor Ort hergestellt werden konnte. Die ausgestellte Folge stammt aus der Kirche von Groß Grönau und umfasste neben den genannten fünf Szenen noch eine Figur Johannes des Täufers (bislang verschollen) und eine Darstellung Johannes‘ des Evangelisten (nur als Fragment erhalten und nicht ausgestellt. Dargestellt ist ein sog. „Gnadenstuhl“, eine bildliche Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit, mit dem gekrönten Gottvater auf dem Himmelsthron und Christus in seinem Schoß. Der gekreuzigte Christus wird hier den Menschen präsentiert als derjenige, der für ihre Sünden am Kreuz gestorben ist. In jeder Messe wird mit der Eucharistie daran erinnert, wenn Christi Blut im Wein getrunken wird. Hier fangen Engel in Kelchen das erlösende Blut Christi auf, das aus seinen Wunden fließt. Ein weiteres Paar Engel am oberen Rand schwenkt Weihrauchfässer. Eine ikonographische Besonderheit, die in diesem Bildkontext nur für englische Alabastertafeln belegt ist, ist die Darstellung der geretteten Seelen, denen Gottes Gnade zuteil wurde. Sie sind als kleine Figürchen in einem Tragetuch zwischen Gottes Händen zu sehen. Im Englischen heißt dieser Typus "Bosom of Abraham Trinity”. Das Motiv tritt hier an die Stelle der Taube des Hl. Geistes, die sich in anderen Gnadenstuhl-Darstellungen oft findet. Üblicherweise bildet der "Gnadenstuhle" das zentrale Thema solcher Marienretabel, denn Maria wurde von mittelalterlichen Theologen (auch) als Bild der gerechtfertigten Seele angesehen; ihre Aufnahme in den Himmel waren das Unterpfand für den gläubigen Christen, dass auch er auferstehen und in den Himmel aufgenommen werden wird. Diese inhaltliche Deutung wird hier durch die geretteten Seelen im Tragetuch unterstrichen Ursprünglich waren die Reliefs reich bemalt und teilweise vergoldet: Reste der reichen originalen Fassung sind auch hier zu sehen, etwa bei dem Goldgrund, der Krone von Gottvater und im Haar Christi, den Weihrauchfässern sowie bei dem grünen Wiesengrund vorn oder im Purpurton von Gottes Thron und den Flügeln der Engel. Während der Großteil der Tafeln in England der Reformation zum Opfer fiel, blieb diese Folge aus Groß Grönau erhalten und wurde 1910 für das Thaulow-Museum erworben. Das später erworbene Relief mit der Auferstehung Christi (Inv.-Nr. 1958-13) gehört nicht zu dieser Serie. Literatur:
Inventarnummer: 1910-233 alte Inventarnummer: 1910/233 Fotograf: C. Dannenberg Abbildungsrechte: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf
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