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Wie alle Werke dieses Malers läßt sich auch diese Arbeit nicht unmittelbar entschlüsseln. Sie bleibt unheimlich und geheimnisvoll zugleich. Hinter einer porösen, buschartigen schwarzen Fläche, die v-förmig verläuft, erscheint eine dunkle männliche Gestalt genau am Punkt des Knicks vor einem hellen, gelblichen und sehr pastos gemalten Hintergrund. Ihr Gesicht ist durch eine tiefschwarze rechteckige Fläche unkenntlich. Die einzige bunte Farbe des Bildes besitzt der dunkelgrüne Kragenausschnitt der Gestalt. Dieser bildet damit den kompositionellen Angelpunkt des Bildes. In der rechten unteren Ecke ist ein weiterer Kopf als weiße Strichzeichnung zu erkennen. Obwohl man hier zwischen einem Vordergrund, gebildet durch die untere schwarze Fläche, einem Mittelgrund, markiert durch die Person und einem von der helleren Fläche gebildeten Hintergrund sprechen kann, besitzt das Gemälde keine eigentliche Tiefenräumlichkeit. Alles ist durch Flächen aufgebaut. Dadurch wirkt die anonyme Gestalt eher wie eine magische und mysteriöse Erscheinung, ja, wie ein bedrohliches Phantom. Neumanns Symbole sind nicht deutbar. Der Künstler selbst weigert sich auch, hierzu nähere Hinweise zu geben. Was zählt ist die Komposition und Malerei, die den Betrachter veranlassen soll, hierzu seine eigene Deutung oder Geschichte zu erfinden: "Ganz einfache Dinge und Formen laden sich auf mit möglichen Gefühlen. Aber wirklich zusammenfügen werden sich diese Gefühle erst im Betrachter. Die meisten Betrachter machen dann vielleicht eine Geschichte daraus, die aber nicht die meine ist. Vielleicht ist es deshalb so schwierig, über meine Bilder zu sprechen, weil eine bestimmte Interpretationsebene bei dem, der ein Bild malt, eben nicht da ist und auch nicht gewollt ist. Sie setzt sich im Betrachter zusammen."1 Dadurch wird das Bild zu einem autonomen, im Grunde unabhängigen Beispiel vorzüglicher Malerei, dessen Hermetik zugleich aber für den Betrachter auch eine große Offenheit bezüglich der Deutung besitzt. Eindeutig ist hier die vom Bild ausgehende unheimliche und fremdartige Stimmung. Die menschliche Gestalt ist wie ein auftauchendes Schemen, das den Eindruck erweckt, im nächsten Augenblick wieder zu verschwinden. Der Mensch als ein Phänomen, dessen man letztlich nicht gänzlich habhaft werden kann und dessen Verschwinden oder Vergänglichkeit in seiner Natur bereits angelegt ist. Daß er zugleich auch als bedrohlich empfunden werden kann, schließt dieses nicht aus. Das Bild sensibilisiert uns für das Unbekannte und Unfaßbare: "Die Figuren sind zuerst Arbeitsmaterial. Und doch mehr als dies. Sie taugen vorzüglich dazu, vom Bekannten ins Unbekannte zu führen, sie evozieren bereits Gesehenes, irritieren dann den Blick durch ihre Abweichung von jeder Norm und setzen so einen dialektischen Prozeß von Wiedererkennen und seiner Destruktion in Gang, sie verhaken sich im Gedächtnis, verlangen immer wieder neu gesehen zu werden, fordern vom Beschauer Stellungnahme ein."2 Th. R. 1 Max Neumann, in: Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 18, München 1992, S. 15 2 Roland H. Wiegenstein, zit. n.: Lothar Romain, Die Figuren der Schwämme, in: siehe Anmerkung 2, S. 10 Literatur:
Inventarnummer: 1993-103 Signatur: signiert, datiert und bezeichnet (o.r.: Mai 1991/Max Neumann) Abbildungsrechte: Kunsthalle St. Annen
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