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Aufstellung mit blauen Flächen

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Hansen, Osmund
Datierung:1992
Maße:H: 170 cm, B: 120 cm
Material:Leinwand
Technik:Öl
Der Maler, ein Klassiker der dänischen Moderne, zeigt in dieser Arbeit die Auseinandersetzung mit dem Konstruktivismus, indem er völlig gegenstandslos, ausschließlich mit Flächen und Farben und ohne perspektivische Konstruktion, das Bild gestaltet. So etwas wie Räumlichkeit entsteht allein durch die Staffelung der einzelnen unterschiedlich blauen und schwarzen Viereckflächen, sowie durch den schmalen, leuchtend roten Streifen in der Bildmitte, der den Drehpunkt der gesamten Komposition darstellt und die eigentliche Bildspannung evoziert. Im Gegensatz zum klassischen Konstruktivismus sind die Flächen wegen des sichtbaren Pinselduktus? malerisch weich und in sich koloristisch äußerst differenziert wiedergegeben. Dadurch wirken sie lebendig und individuell. Die Strenge der Geometrie wird dadurch aufgelöst.

Im Gegensatz zu den insgesamt dominierenden leuchtenden, aber sich zugleich räumlich zurückziehenden Blautönen dringt das aggressive Rot laut und selbstbewußt nach vorn. Hieraus entwickelt sich das gesamte Spannungsfeld des Gemäldes, das insgesamt dennoch von großer Harmonie gekennzeichnet ist, nicht zuletzt dadurch, daß die "weichen (besser: sanften) Vierecke"1 zu schweben scheinen. Die Staffelung dieser Vierecke erklärt auch den Titel, denn sie wirken tatsächlich wie aufgestellt. Zu einem sehr ähnlichen Bild mit dem Titel Blaue Flächen von 1991 sagte Hansen: "?Die rote Farbe ist nicht zu entbehren, sonst wäre es ein Nachtbild. Sie gibt der blauen Fläche Licht. Kommt das Rote hinzu, wird die blaue Fläche plötzlich blau und haucht ihr Leben ein. Ein trüber, schwerer Tag, an dem das Licht dabei ist, durchzudringen?"2

Obwohl wir es hier mit einer nichtgegenständlichen Komposition zu tun haben, stellen sich beim Betrachter Erinnerungen an Landschaftseindrücke ein. Denn die beiden hellsten unteren Flächen, die von dem schwarzen Streifen mittig verdeckt werden, bilden gemeinsam eine Art Horizontlinie, wohingegen der schwarze Streifen in der Mitte sich von unten nach oben fortsetzt und daher, wenn auch durch die blauen Flächen teilweise verdeckt, wie ein aufgestellter Pfahl vor einer blauen (Meeres-?)Fläche wirkt. Daß diese Eindrücke nicht falsch sind, belegen Äußerungen des Künstlers, die besagen, daß er seine Inspiration stets von Natureindrücken seiner unmittelbaren Lebenswelt erhielt: "Man kann sagen, daß die Bilder von Osmund Hansen Konzentrate sind aus angehäuften Natureindrücken. Die Bilder bestehen häufig aus zwei - drei schwebenden, ungenauen, weichen, organischen Flächen verschiedener Größe, wobei es oft kleine Felder oder Stäbe sind, die auf das Gleichgewicht entscheidenden Einfluß ausüben. In der Tat findet der Entdeckungsreisende in den Werken - oder Welten - Osmund Hansens immer eine Horizontlinie, die an verschiedenen Stellen zwischen Oben und Unten im Rahmen das Bild aufteilt, wie es natürlich auch in der Wirklichkeit der Fall ist, wenn das Aufeinandertreffen von Himmel und Meer die Welt zweiteilt."3
Th. R.

1 Torben Weirup, in Ausst. Kat. Die weichen Vierecke - Über die Malerei von Osmund Hansen, Kunsthaus Lübeck, Holstebro, o. J. [1993]
2 Osmund Hansen, in: siehe Anmerkung 1, S. 96
3 Torben Weirup, siehe Anmerkung 1, S. 14

Literatur:
  • Rodiek, Thorsten / Brigitte Heise / Gerhard Gerkens / Hildegard Vogeler / Ulrich Pietsch / Susanne Peters-Schildgen: Geschenkt - Gestiftet - Gekauft, Hamburg: ConferencePoint Verlag, 2003

Inventarnummer: 1993-111

Signatur: signiert und datiert (rückseitig: Osmund Hansen 1992)


Ikonographie:     
Abstrakte, ungegenständliche Kunst