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Pegasus

Objektbezeichnung:Fotografie
Sachgruppe:Fotografie
Künstler:
Klein, Jaschi
Datierung:1992 - 1993
Maße:H: 120 cm, B: 150 cm
Material:Papier
Technik:Fotografie
Pegasus, das geflügelte Pferd - wer bislang glaubte, dass dieses nur eine antike Sagengestalt sei, die heute bestenfalls in kunsthistorischen Darstellungen oder als Sternbild am Himmel zu sehen ist, wird mit den Fotoarbeiten der Hamburger Künstlerin Jaschi Klein eines Besseren belehrt. Sie zeigen, dass es eben doch geflügelte Pferde gibt.
Ein Schimmel mit Flügeln wird da abgebildet, mal auf einer Straße, dann im Wattenmeer, vor Fabrikgebäuden, und sogar auf einem Sofa kann dieses Tier Platz nehmen. Alles computergeneriert? Weit gefehlt! Die Fotos sind echt, völlig unverfälscht. Selbst dass die Flügel am Rücken des Pferdes künstlich sind, verschleiern die Bilder nicht. Es sind Aufnahmen der Hamburger Fotografin Jaschi Klein, die mit insgesamt 21 Arbeiten in der Sammlung der Provinzial-Versicherungen vertreten ist.
Jaschi Klein, geboren in Kiel, studierte Malerei und Fotografie an der damaligen Fachhochschule für Gestaltung, der heutigen Muthesius-Kunsthochschule in Kiel. Heute lebt sie in Hamburg, hat Ausstellungen und Gastprofessuren im In- und Ausland. Seit den 70er Jahren widmet sie sich der freien Fotografie, aber auch dem Film. Gemeinsam mit Michael Engler wurden einige Dokumentarfilmprojekte realisiert.
Doch zurück zu den Flügel-Pferden, die in dem Fotozyklus erscheinen. Eines der Bilder zeigt die „Landung“ des „Pegasus“, so könnte man denken: mitten im Wattenmeer steht es da wie deplaziert, der nordische Wind fährt ihm in die Flügel. Um den Hals ist eine Leine gelegt, die straff aus dem Bild herausläuft, als sei das Tier gerade eingefangen worden - als sei die Sagengestalt aus dem Reich der Fiktion geradewegs in das reale Alltagsleben geholt worden.
Im Hintergrund sind parkende Autos zu sehen, was hier wie ein Verweis auf eine reale Ausgangssituation gewertet werden kann. Derartige Verweise sind allerdings selten bei den Aufnahmen Jaschi Kleins. In der Regel findet sich solch lokalisierbare Realität kaum, denn die Fotografin sucht sich Orte, die ihre Identität nicht so leicht preisgeben. So ist es zwar interessant zu wissen, dass das geflügelte Pferd sich in der Regenpfütze vor einer Kohlehalde im Hamburger Hafen spiegelt oder dass die vorsintflutlich erscheinende Fabrikanlage bei den Lägerdorfer Kalkgruben steht. Aber muss man das eigentlich wissen? Ist es nicht viel weitreichender, sich der magisch erscheinenden Poesie dieser Orte hinzugeben?
Was ist das für eine Ruine, vor der Pegasus wartend steht? Aus dem rundlichen Trümmer-Bauwerk mit einer maroden Metall-Leiter könnte jederzeit ein Held hervortreten, um sich auf dem Vierbeiner davonzumachen.
So wird das geflügelte weiße Pferd zu einer Art Sagengestalt, die sich durch Zeit und Raum bewegt - und die ja schließlich fliegen kann, wohin sie will. Ohne Ortskenntnis beflügelt sie die Phantasie. Man erlebt Pegasus wie in einem Theaterstück, für das Jaschi Klein irgendwo in der Nähe oder gar in anderen Ländern ihre Bühne gesucht hat. Die Orte der Bilder scheint es eigentlich gar nicht zu geben, sie könnten in einer anderen, wohlmöglich historischen Welt liegen.
Jens Rönnau

Inventarnummer: 607jakl

Abbildungsrechte: Provinzial Kunstsammlung