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Bildnis Fürst Otto von Bismarck |
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Sowohl der künstlerische Akt des Porträtierens als auch die Betrachtung des vollendeten Bildnisses sind komlpexe Vorgänge, die über ein bloßes Erkennen und Benennen des Dargestellten weit hinausreichen. Unterschiedliche Bildvorstellungen und Vorstellungsbilder treffen im Porträt zusammen. Lediglich die Gesichtszüge eines Dargestellten 'naturgetreu' zu reproduzieren, reicht nicht aus, um ein Porträt lebensecht erscheinen zu lassen. Die Diskussion um eine vollkommene mimetische Nachbildung der menschlichen Erscheinung gewann mit der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert erneut an Bedeutung. Wie schon in den Jahrhunderten zuvor mechanisch gewonnenen Abbilder des Menschen - etwa Totenmasken - für künstlerisch wertlos erachtet wurden, so hielt man trotz der anfänglichen Begeisterung über die technischen Möglichkeiten des neuen Mediums an der Überlegenheit der traditionellen Bildkünste fest, die den Anspruch erhoben, Abbild und Sinnbild in sich zu vereinen. Trotz aller Kritik nutzte aber fast jeder Porträtist des 19. Jahrhunderts zumindest gelegentlich die Fotografie als Hilfsmittel, um auch ohne langwierige Sitzungen das Modell gleichsam vor Augen zu haben. So verfügte Franz von Lenbach, ein überaus gefragter Porträtmaler der gehobenen Gesellschaft, über ein umfangreiches Archiv fotografischer Aufnahmen, nach denen er viele seiner Bildnisse gemalt hat (1). Das Porträt "Fürst Otto von Bismarck" (1895) in der Kunsthalle zu Kiel entstand, wie die anderen Bildnisse des Reichskanzler auch, nach fotografischer Vorlage. Die Auseinandersetzung mit dem neuen Medium führte bei Lenbach jedoch nicht zu innovativen Bildfindungen. Im Gegenteil, der Künstler übertrug vielmehr Darstellungskonventionen der älteren Bildnismalerei - etwa der europäischen Hochrenaissance und des Barock - auf das inszenierte Arrangement der Modelle schon vor der Kamera und entsprach so den repräsentativen Bedürfnissen seiner Auftraggeber. (1) Vgl. J. A. Schmoll gen. Eisenwerth, Lenbach und die Photographie, in: Franz von Lenbach 1836-1904, Ausst.-Kat. Lenbachhaus München 1987, S. 63-97. Lit: See history 2003, Kunsthalle zu Kiel, Kiel, S. 72, 74. Literatur:
Inventarnummer: 369 Signatur: bezeichnet und datiert (u. r.: F.Lenbach 1895)
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