Die abgebildete »Tischdecke« ist Teil eines größeren Konvoluts von gleichgearteten Arbeiten des Künstlers Ioerg B in der Sammlung der Stadtgalerie Kiel.
Die »Tischdecken« sind im Verlauf von über 20 Jahren beginnend mit dem Ende der 1970er Jahre entstanden. Ihre Grundform wird gebildet durch Makulaturpapier, das mit Reißzwecken über die Tischplatte eines im Atelier des Künstlers befindlichen Ess- und Arbeitstisches gespannt und befestigt wurde. Das Papier auf dem Tisch, an dem gegessen, getrunken, diskutiert und gestritten wurde, enthält verschiedenste Spuren der Bearbeitung,
Spuren seiner Funktion, Spuren der daran verrichteten Tätigkeiten. Dazu gehören Notate, Skizzen, Beklebungen und vieles mehr aus verschiedensten Materialien; all das ist auch unter Einbeziehung von Gästen entstanden. Sobald die Tischbespannung vollständig mit den ?Gebrauchsspuren? bedeckt und überzogen war, wurde diese an der Atelierwand weiterbearbeitet, mit weiteren zahllosen Übermalungen, Überzeichnungen etc.
Das zugrundliegende Papier als 'Bildträger' wurde in dieser Art und Weise bis zur zig-fachen Potenzierung seines Eigengewichtes bearbeitet, solange, bis es irgendwann »fertiggestellt« war und damit zum Bildträger eines Bildes transferiert wurde, das gleichsam ein Existenzprotokoll darstellt.

(Wolfgang Zeigerer)

Literatur:

• Zeigerer, Wolfgang (Hrsg.) / Kruska, Peter (Hrsg.): Stadtgalerie Kiel - Einblicke in die Sammlung, Kiel 2013

Inventarnummer: 8762

Abbildungsrechte: Stadtgalerie Kiel