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Es ist kein Antlitz |
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Mit dem informellen Gemälde Es ist kein Antlitz besitzt das Museum für Kunst und Kulturgeschichte ein bedeutendes Zeugnis der unmittelbaren Nachkriegskunst. Die heftig aufgetragenen, von grün-blauen und Ockertönen wesentlich bestimmten Farben bilden an verschiedenen Stellen des Gemäldes ein deutliches und zugleich sinnlich wirkendes Relief. Der Eindruck eines sich vor den Augen abspielenden Veränderungs- und Zerstörungsprozesses drängt sich auf. Man vermeint an einem kontinuierlichen Werden und Vergehen teilzunehmen. Nichts bleibt statisch. Alles ist in Bewegung und ständigen Verformungen unterworfen. Der Titel unterstreicht diesen Sachverhalt, indem er zum einen feststellt, daß es sich hierbei in der Tat um keine Darstellung eines Antlitzes handelt, zugleich aber auch verdeutlicht, daß ein Antlitz im Grunde ebenfalls der Veränderung unterworfen und damit eben nicht statisch ist: "Alles sind Über- und Weitergänge, auch der Zerfall, der in gräßliche vor der Gesellschaft verborgen gehaltene Erscheinungen mutiert. Nicht der Mensch als homo faber oder in seinem humanen Sein und seiner Aufgabe interessiert mich, sondern allein als ein Stück des Übergangs im organischen Bereich des Irdischen."1 Schultze geht es um die Sichtbarmachung der dem menschlichen Leben zugrundeliegenden Verfalls- bzw. Verformungsprozesse. Der französische Existentialismus spielte in dieser Zeit für Schultze, aber auch für andere Vertreter des Deutschen Informel, wie Thieler oder Hoehme, eine entscheidende Rolle. Nach dem Krieg waren alle Gewißheiten verloren gegangen. Der Glaube an objektive Bestimmungen oder an ideologisch begründete Wahrheiten war bei diesen Malern verschwunden. Um so wichtiger wurde die Suche nach neuen, subjektiven Erfahrungen und Handlungen, die zu einem "Im Bild Handeln" wurden. Das akribisch Geplante wurde zugunsten des Spontanen und Automatischen aufgegeben. Das Unbewußte und die "écriture automatique" (frz.: automatische Schreibweise) des Surrealismus spielten in diesen Anfangsjahren bei Bernard Schultze eine entscheidende Rolle. Allerdings versuchte Schultze dieses nicht in der spontanen Geste zu realisieren, sondern eher in einer Art sich ausbreitendem Farbgeflecht, daß Assoziationen an Landschaften oder organische Formen zuließ. Das Thema des Verfalls, die Dialektik vom Werden und Vergehen dominierte in dieser Zeit. Th. R. 1 zit. n.: Bernard Schultze, in: Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 3, München 1988, S. 2 Literatur:
Inventarnummer: 1974-49 Signatur: signiert (u.r.: Bernard Schulze) Signatur: bezeichnet, signiert und datiert (rückseitig: Es ist kein Antlitz, 1955, Bernard Schultze, Frankfurt/M., Eschersheimer Landstr. 565)
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