Die rechte Hand dozierend erhoben, die andere linkisch ans Hosenbein gelegt, mimt der junge Mann im dunklen Anzug vornübergebäugt die gebrechliche Haltung eines alternden Akademikers. Die Augen sind halb geschlossen, die Nase krönt ein lächerlicher Kneifer und die aus dem Mund hervortretende Zunge läßt den Betrachter die Schwerfälligkeit des Vortrags erahnen. Plumpe rote Buchstaben ziehen sich schräg über die Breite des Blattes. Da heißt es an einer Stelle Christian Boltanski Le Farceur (der Spaßmacher), an anderer vervollständigen die Schjlagwörter gai (heiter) und drole (komisch) den karikierenden Charakter der der ungewöhnlichen Selbstdarstellung. Boltanski schlüpfte in die Rolle eines professionellen Komikers, um eine eigene fiktive Vergangenheit zu parodieren, die er in mehreren Arbeiten als Idealbild einer bourgeoisen Kindheit inszeniert hatte. Zu diesem Zweck erstellte der Künstler einen riesigen Fundus an vermeintlichen Erinnerungsutensilien, zu denen auch Fotografien gehörten, für die er andere posieren ließ. Er schuf ein Bild seiner Kindheit, das dem klischee bürgerlichen Familienlebens entsprach, in welchem sich ununterscheidbar reale Erlebnisse und künstlerische Fiktion verbinden. Q.: Kunsthalle zu Kiel - Die Sammlung, Kiel 2007, S. 496.

Inventarnummer: 1981-KH 37

Signatur: unbezeichnet

Ikonographie:

Gesellschaft / Zivilisation / Kultur       Mensch