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Warendorp-Altar |
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Der Warendorp-Altar ist der älteste überlieferte Lübecker Flügelaltar. Aus dem Nachlaß des Domherrn Johannes von Warendorp wurde 1372 im Dom eine Vikarie zu Ehren Gottes, der Jungfrau Maria und aller Heiligen eingerichtet. Wohl kurz danach enstand der Altar für die Familienkapelle im südlichen Seitenschiff. So ist in der kleinen Stifterfigur, die im geistlichen Gewand zu Füßen des Gekreuzigten kniet, vermutlich Johannes von Warendorp zu erkennen. Die Widmung der Vikarie ist in das Bildprogramm der Festtagsseite umgesetzt: Der linke Flügel zeigt die Jungfrau Maria, der die Geburt des Herrn durch den Engel verkündet wird; die beiden männlichen Figuren auf dem rechten Seitenflügel stehen stellvertretend für alle Heiligen. Von ihnen ist nur Philippus durch das Doppelkreuz eindeutig zu identifizieren. Die Mitteltafel stellt die Kreuzigung Christi durch die Tugenden dar, ein Thema, das der Geisteshaltung der Mystik entstammt und besonders im 13. und 14. Jahrhundert vielfach verbreitet war. Entscheidend für die bildliche Darstellung ist die Osterpredigt des Bernhard von Clairvaux (1091-1153), in der die uneingeschränkte Liebe zum leidenden Christus und die Bereitschaft, ihm nachzufolgen, im Mittelpunkt steht. Die vier christlichen Tugenden, Geduld (patientia), Demut (humilitas), Gehorsam (oboedientia) und Liebe (caritas), sind Teil des Wesens Christi und befähigen ihn, sein Leiden anzunehmen. Sie werden durch gekrönte Jungfrauen personifiziert, die ihm die Kreuzeswunden zufügen. So hat der Beschauer die Möglichkeit, durch die Versenkung in das Bild des Gekreuzigten und der Tugenden selbst die Kraft zur Hingabe zu gewinnen. Die beiden Seitenflügel sind ebenfalls dieser theologischen Aussage zuzuordnen. Demut und Gehorsam zeichnen auch Maria aus, als sie die Botschaft des Engels empfängt, die am Beginn des Heilsplans Gottes, der Welt den Erlöser zu senden, steht. Vermutlich bestimmt auch der Gedanke der imitatio Christi, der in der Mystik eine besondere Rolle spielt, die Auswahl der Heiligen. Philippus erlitt ebenfalls den Tod am Kreuz und folgt darin Christus nach. Da die zweite Figur nicht durch Attribute gekennzeichnet ist, kann nicht gesagt werden, ob dieser Heilige die imitatio Christi in gleicher Weise vollzog. Die Inschrift, die noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf der unteren Rahmenleiste der Mitteltafel zu lesen war(1), unterstrich die Heilswirkung des Erlösungstodes Christi: " Vulneribus quinis nos erue Christe ruinis / Vulnera quinque dei sint medicina mei" (Durch die fünf Wunden entreiß uns, Herr, dem Verderben / Die fünf Wunden meines Gottes sollen mein Heilmittel sein). Die großformatigen Figuren der trauernden Maria und des Johannes rahmen in üblicher Weise die Kreuzigung ein. Die Festtagsseite ist als Relief gestaltet. Jede Figur steht für sich, nur der mit Gräsern bemalte Rasenstreifen - Symbol für Landschaft - stellt als gemeinsame Standfläche eine Verbindung her. Alle Gestalten werden von einem klaren, nur durch die punzierten Nimben strukturierten Goldgrund hinterfangen, der die himmlische Sphäre des Geschehens spiegelt. Die Pfauenflügel des Engels Gabriel, die auf diesen Grund gemalt sind, weisen ihn als göttlichen Boten aus. Streng gehaltene Maßwerkbögen überwölben die Szenen. Von der ursprünglichen Bemalung der geschlossenen Flügel ist nichts mehr vorhanden. Sie wurde bereits im frühen 15. Jahrhundert durch folgende Darstellungen ersetzt: Christus in der Vorhölle, Christi Himmelfahrt, Tod Mariens und die Ausgießung des Hl. Geistes (Pfingsten). Alle diese Szenen sind nur noch fragmentarisch erhalten. 1 Jacob von Melle, Entwurf zur Lubeca religiosa, zitiert nach BuKD III, S. 134 Heise/Vogeler 1993, Kat.Nr. 2 Literatur:
Inventarnummer: 1948-133 Signatur: Inschrift (untere Rahmenleiste des Schreins (verloren): Vulneribus quinis nos erue Christe ruinis / Vulnera quinque dei sint medicina mei) Signatur: Inschrift (Spruchband, Verkündigungszene: ave gracia plena) Abbildungsrechte: St. Annen-Museum
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