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Sippenaltar der Georgsbruderschaft |
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Die Georgsbruderschaft war die Vereinigung der Reitenden Diener des Rates, die dem städtischen Marstall angehörten. Der Marstall war Teil der Wehrorganisation der Stadt. Die reitenden Diener erledigten Botendienste für den Rat, dienten den Ratsherren als eine Art Leibgarde und waren im Kriegsfall zum Waffendienst verpflichtet. 1418 schlossen sie einen Verbrüderungsvertrag mit den Dominikanern. Ein Altar einer Georgsbruderschaft in der Burgkirche wird 1452 in einem Testament erwähnt; wann dieser Sippenaltar in die Burgkirche gekommen ist, kann nicht geklärt werden. Die Kapelle der Reitenden Diener ist noch heute in den Resten der Kirche, in der verglasten Vorhalle des Burgklosters, zu sehen; sie lag im nördlichen Seitenschiff. Als Patron wählte die Bruderschaft den Hl. Georg, der gemeinhin als Schutzherr der Ritter, Reiter und Söldner gilt. Das Zentrum des Mittelschreins, der oben kielförmig abschließt, bildet die Heilige Sippe (vgl. Nr. 9, Altar der Gertrudenbruderschaft). Der Blick des Betrachters wird über Stufen zu einem Thron geleitet, auf dem Anna, Maria und das Jesuskind sitzen. Durch die Lehnen dieses Thrones werden sie von den anderen Personen abgegrenzt. Anders als auf dem Schlutuper Sippenaltar (Nr.19) und dem Thomas-Altar (Nr.10) sind Anna und Maria nicht pyramidal übereinandergeordnet, sondern sitzen auf einer Ebene. Das Christuskind stellt durch seine spielerische Geste die Verbindung zwischen beiden her. In der oberen Reihe stehen die männlichen Figuren in einer Kopfhöhe, durch Stellung, Haltung und Gestik zu Gruppen geordnet, die ihre Zugehörigkeit zu einer der Frauen dokumentieren. Von links nach rechts sind es Alphäus, Joseph, Joachim, Cleophas, Salomas und Zebedäus; teilweise tragen sie ihre Namen als Schriftborten auf den Gewändern. In den Seitenflügeln befinden sich vier Heiligenfiguren, von denen eine verloren ist. Unter geschwungenen Baldachinen, die die Kielbogenform des Mittelschreins nachvollziehen, stehen oben links und rechts Christophorus, der Schutzpatron der Reisenden, und Georg, der Patron der Bruderschaft. Ihr Zuständigkeitsbereich weist auf die Botentätigkeit und den Wehrdienst der Bruderschaft hin. In der unteren Reihe werden ihnen zwei Pestheilige zugeordnet: rechts Sebastian, an den Baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt. Die linke, heute verlorene Figur war Rochus, wie aus einer Kopie der Figuren des Altares zu schließen ist. Die Malerei der Außenflügel greift noch einmal das Thema der Heiligen Sippe auf. Die Figurengruppe der Anna Selbdritt auf dem linken Seitenflügel wird rechts durch Joachim und Joseph ergänzt. Auffallend sind die blassen Inkarnate der Figuren, die trotz ihrer farbigen Gewänder fahl wirken. Dieser Eindruck wird durch die grün schimmernden Nimben unterstützt. Dem Maßwerk der Festtagsseite entspricht auf jedem Flügel eine kielbogig aufgehängte Pflanzengirlande, die wie eine botanische Naturstudie wirkt. In ihrer Mitte hängt eine gold gefaßte Bergkristallkugel herab; ein Symbol, das sowohl im weltlichen wie im geistlichen Zusammenhang auftritt, in jedem Fall aber die Bedeutung der Personen und die Feierlichkeit des Anlasses unterstreichen soll. Die dynamische Auffassung der Personen, die sich verselbständigende Bewegung der Gewänder sind Stilmerkmale des späten Mittelalters. Die Putten im Rankenwerk, die Blattgirlanden, die Kleiderformen weisen dagegen schon auf die Neuzeit hin. Die Gestaltung einzelner Figuren, wie die des Sebastians, und der melancholische Ausdruck in den langgezogenen Gesichtern lassen die Verarbeitung süddeutscher Einflüsse erkennen, die in dieser Zeit im deutschen Raum bestimmend werden. Die Qualtät der Ausführung und die Schnitztechnik der Figuren sprechen dafür, daß Benedikt Dreyers als Meister dieses Altars angesehen werden kann. Heise/Vogeler 1993, Kat. Nr. 23 Literatur:
Inventarnummer: 9 Abbildungsrechte: St. Annen-Museum
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