Der Pokal steht auf einem runden leicht nach oben ansteigendem Fuß mit nach unten umgeschlagenem Rand. Er ist verziert mit einer auf der Oberseite eingeschnittenen rundgelegten Blattranke. Mittig setzt der Schaft mit zwei Scheiben an, auf denen ein Hohlbaluster sitzt. Darüber vermitteln weitere Scheiben und ein Zylinderstück zu unten gerundeten Kuppa, die zum Trinkrand leicht auseinanderläuft. Die Kuppa ist mit geschnittenen Verzierungen versehen. Sich gegenüberliegend sind zwei Medaillons aus sich unten überschneidenden Zweigen gebildet. Auf der einen Seite ist Amor zu sehen, der eine Schale mit Früchten trägt. Auf der anderen Seite sitzen zwei schnäbelnde Vögel auf einem Herz, das von zwei weiteren Herzen flankiert wird, aus dem Palmwedel wachsen. Mittig ist eine Linse angebracht, durch die die gegenseitige Darstellung verkleinert sichtbar ist. Zwischen den beiden Medaillons ist jeweils eine sehr fein ausgearbeitete Blume eingeschnitten, die mit polierten Details versehen ist.
Die Form des Pokals wie auch der Schnittdekor verweisen auf eine Entstehung des Dekors im Umkreis von Hermann Schwinger in Nürnberg in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Vgl. Sabine Tiedtke: Nürnberger Glasschnitt im Detail. Neue Zuschreibungskriterien für den Nürnberger Glasschnitt im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert und ihre Anwendbarkeit erörtert am Bestand des Germanischen Nationalmuseums, Diss. Erlangen 2020, Online-Publikation: https://opus4.kobv.de/opus4-fau/frontdoor/index/index/docId/13880, Nr. 11, 12, 14: Diese Gläser zeigen einen vergleichbaren Aufbau der Dekoration mit zwei Medaillons und dazwischen gesetzten naturalistisch gestalteten Blumen; Erich Meyer-Heisig: Der Nürnberger Glasschnitt des 17. Jahrhunderts (=Jahresgabe des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 1963). Nürnberg 1963, Nr. 230: Kleiner Hohlbalusterpokal (H. 15,3 cm) mit ähnlich aufgebautem Schaft; Dieter Schaich (Hg.): Reine Formsache. Deutsches Formglas 15. bis 19. Jahrhundert. Sammlung Birgit+Dieter Schaich. Ausst. Kat. museum kunst palast Düsseldorf, Glasmuseum Hentrich. München/Berlin 2007, Nr. 204: ähnlich geformter kleiner Pokal (H. 18,3 cm).

(Sabine Tiedtke)

Inventarnummer: Gl005

Fotograf: Sönke Ehlert

Abbildungsrechte: Jürgen und Maria Elisabeth Rasmus Stiftung