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Deckelpokal

Objektbezeichnung:Deckelpokal
erweiterte Objektbezeichnung:Deckelpokal mit mythologischer Darstellung
Sachgruppe:Trink- und Schankgeschirr
Künstler:
Spiller, Gottfried
Ort:Brandenburg
Datierung:um 1710/1720
Maße:Gesamt: Höhe: 27 cm (mit Deckel); Höhe: 19,5 cm (ohne Deckel); Durchmesser: 9,9 cm (Mündung); Durchmesser: 9,8 cm (Deckel)
Material:Glas
Technik:Tiefschnitt
Hochschnitt
Der Pokal steht auf einem runden ansteigenden Fuß. Er ist mit einem mattierten Dekor und polierten Kugelungen verziert. Auch der niedrige Balusterschaft ist an den kugeligen Verdickungen geschliffen und mit polierten Details versehen worden. Die unten schmale Kuppa läuft zum Trinkrand hin konisch auseinander. Ihren Ansatz zieren über einer umlaufenden Reihe von Kugelungen stehende mattierte hochgeschnittene Blätter, die von einer Reihe polierter Bögen begleitet werden. In der mattierten Fläche ist jeweils eine polierte hochovale Facette angebracht, die es möglich macht die in den massiven Kuppaboden eingestochenen Blasen zu sehen. Der Trinkrand wird von einem mattierten Band markiert, das ebenfalls mit polierten Details versehen ist (sog. Steinchenborte) und unten von einem Perlband begleitet wird. In die Kuppawandung ist eine umlaufende Landschaftsdarstellung eingeschnitten, die von einer großen Wasserflächen dominiert wird. Dargestellt ist eine mythologische Darstellung, die einen Frauenraub beinhaltet. In einer Wasserfläche steht ein bärtiger, glatzköpfiger Mann mit wehendem Umhang, der eine nur mit einem Tuch um die Hüfte bekleidete Frau trägt, die sich mit erhobenem rechtem Arm wehrt. Auf der anderen Seite ist eine nackte Frau zusehen, die auf einer von Fischen getragenen Muschel sitzt und ein Tuch über sich aufspannt und von zwei Putten begleitet wird.
Der leichtgewölbte Deckel weist an der Schulter ein umlaufendes Perlband auf und wird von einem Eichelknauf bekrönt. Um den Ansatz des Knaufs sind hochgeschnittene Blätter gelegt.
Die geschnittenen Figuren auf der Kuppawandung zeichnen sich durch eine detaillierte Ausführung aus, die durch Politur von Augen, Haaren und Tüchern kontrastreich gestaltet sind. Auch die Wasseroberfläche ist poliert, wie auch die Muschel, die von Fischen als Sitz für eine weibliche Figur getragen wird. Diese Art der Gestaltung erinnert an Werke Gottfried Spillers und an Arbeiten anderer Brandenburgischer Glasschneider, vgl. zum Beispiel: https://collections.vam.ac.uk/item/O250632/beaker-and-cover-spiller-gottfried/ (07.01.2024); vgl. auch Rainer Rückert: Die Glassammlung des Bayerischen Nationalmuseums München (Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums München, 17), 2 Bde. München 1982, Bd. 2, Nr. 818 (Potsdam, in der Art von Gottfried Spiller, um 1710/20), Nr. 819 (Potsdam, wohl gegen 1720).
Das auch als Steinchenborte bezeichnete Dekor des Trinkrandes, oft wie hier begleitet durch ein Perlband, findet sich in verschiedenen Varianten auch an anderen brandenburgischen Gläsern wieder, vgl. Brigitte Klesse: Glassammlung Helfried Krug. Beschreibender Katalog. Ausst. Kat. Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln, Overstolzenhaus. Bonn 1973, Nr. 618 (Potsdam – Berlin, nach 1713; Brigitte Klesse/Hans Mayr: Veredelte Gläser aus Renaissance und Barock. Sammlung Ernesto Wolf. Wien 1987, Nr. 130 (Potsdam, um 1710/20), Nr. 131 (Potsdam-Berlin, um 1715).

(Sabine Tiedtke)

Inventarnummer: Gl022

Fotograf: Sönke Ehlert

Abbildungsrechte: Jürgen und Maria Elisabeth Rasmus Stiftung