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Linker Außenflügel des Schonenfahreraltars |
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Die Schonenfahrerkompanie war eine der ältesten und bedeutendsten Kauffahrerkorporationen, in der vom 12. bis zum 14. Jahrhundert alle Fernhändler der Stadt zusammengeschlossen waren; erst dann begann die Aufspaltung in Sondergruppen. Eine Bruderschaft der Schonenfahrer wird urkundlich1365 erwähnt. 1397 erwarb sie einen Platz in der Marienkirche, an dem sie ihren Altar aufstellte. Dieses erste Retabel wurde wohl um 1480 durch den Altar Bernt Notkes ersetzt. Möglicherweise ist er auch eine Stiftung des 1478 verstorbenen Ältermannes der Schonenfahrer Heyne Boltze (Hasse). Die Vicarie war Maria und den Schutzpatronen der Fahrerkompanie Johannes dem Täufer, Thomas und Gervasius gewidmet. Die Festtagsseite des Altares ist verloren, erhalten sind nur die beiden Tafeln der Alltags- oder Fastenansicht. Die Flügel variieren das Thema der Dreifaltigkeit, Gottvater, Sohn und Heiliger Geist: rechts die Taufe Christi im Jordan, das Schriftband unter der Figur Gottes lautet: "HIC EST FILIUS MEUS DILECTUS"(Dies ist mein geliebter Sohn); links der sogenannte Gnadenstuhl: Gottvater hält den toten Sohn, auf dessen Schulter die Taube des Heiligen Geistes sitzt, in den Händen. Diese Darstellung symbolisiert zugleich die Passion Christi, während das Thema der Taufe auch den Altarpatron Johannes den Täufer würdigt. An der Basis der Flügel, die wie eine gemalte Predella wirkt, weisen die Brustbilder König Davids und des Propheten Jesaia mit Bibelzitaten in Schriftbändern auf den typologischen Bezug hin, d.h. auf die Vorausdeutung des Heilsgeschehens durch das Alte Testament. Der Figur Davids links ist der Psalm 110 zugeordnet, der das Priestertum des Messias prophezeit: "DIXIT D<OMI>N<U>S DOMINO MEO SEDE A DEXTRIS MEIS" (Es sprach der Herr zu meinem Herren: setze dich zu meiner Rechten). Die Figur rechts schmückt das Schriftband nach Jesaia 40,3 mit den Worten: " EGO VOX CLAMA<N>TIS IN DESERTO PARATE VIA<M> D<OMI>NI" (Ich bin die Stimme des Predigers in der Wüste, bereitet den Weg des Herrn). Damit wird der Bezug zu Johannes dem Täufer hergestellt. Im allgemeinen ist die Alltagsseite eines Lübecker Altars in Form und Gehalt sehr schlicht, hier enthält sie eine komplexe theologische Aussage. Die Tafeln zeigen typische Eigenschaften des Notkeschen Stils: Die Figuren sind von drastischem Realismus geprägt, der hier fast überzeichnet wirkt; die Personen stehen im vordersten Bildplan und werden eng vom Rahmen umspannt, dadurch wird ihre Ausdruckskraft gesteigert. Die Landschaft, obwohl nur im kleinen Ausschnitt wiedergegeben, spiegelt im Vordergrund eine genaue Beobachtung der Wirklichkeit: Der Nahsicht des Betrachters entsprechen die Pflanzen am Uferrand, die Lichtbrechung und die Transparenz des Wassers, das die Beine des knienden Christus durchschimmern läßt. Die Darstellung des Hintergrunds ist dagegen nur summarisch nach konventionellem Schema behandelt. Heise/Vogeler 1993, Kat. Nr. 12 Literatur:
Inventarnummer: 1912-7 Signatur: Inschrift (Spruchband Königs David, Sockelzone: DIXIT D<OMI>N<U>S DOMINO MEO SEDE A DEXTRIS MEIS [Es sprach der Herr zu meinem Herrn: setze dich zu meiner Rechten. Ps. 110.1]) Abbildungsrechte: St. Annen-Museum
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