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Fürbittafel des Wedekin Klingenberg und seiner Frau Hildegund

Objektbezeichnung:Epitaph
Sachgruppe:8. Grabstein / Epitaph
Ort:Lübeck
Datierung:vor oder um 1350
Maße:H: 85,2 cm, B: 51,5 cm, T: 1,7 cm
Material:Eiche
Technik:Malerei
Der mittelhochdeutsche Text mit mittelniederdeutschen Elementen gibt ein Zwiegespräch des Stifters mit dem Hl. Christophorus wieder und versteht sich als Fürbittgebet des Lübecker Ratsherrn Wedekin Klingenberg (um 1290-1350) und seiner Frau Hildegund (geb. Bocholt) zur Erlangung des Seelenheils (zu Wedekin Klingenberg: Rörig, Fritz: Das älteste erhaltene deutsche Kaufmannsbüchlein. In: Ders., Wirtschaftskräfte im Mittelalter (Abhandlungen zur Stadt- und Hansegeschichte, hg. von Paul Kaegbein), Weimar 1959, S. 179ff.). Die Erwähnung eines "bylde" in der drittletzten Zeile scheint auf eine (verlorene) Christophorus-Darstellung hinzuweisen. Die Mittelschiffsseite des zweiten Langhaus-Südpfeilers in der Marienkirche trug in der Tat ein 1350 von Wedekin Klingenberg gestiftetes großes Wandgemälde des Hl. Christophorus, das 1668 noch erneuert, zu Beginn des 18. Jahrhunderts jedoch bei der Aufstellung des Epitaphs für den am 1. September 1700 verstorbenen Bürgermeister und Vorsteher der Marienkirche Dr. Johann Ritter den Blicken entzogen worden ist. Die darunter aufgehängte Fürbittafel ist erst 1853 von ihrem alten Platz entfernt worden. Ob aufgrund der fehlenden Profilierung ursprünglich unterhalb des Textes, wo die Tafel heute eigentümlich unregelmäßig endet, oder oberhalb der Wappenleiste mit einer (verlorenen) Stifterdarstellung (vgl. etwa die Gemäldetafeln der Familie Crispin aus der Katharinenkirche, Inv.Nr. 1907-249a-c) zu rechnen ist, muß offen bleiben.
Die Gestaltung der langen Inschrift erinnert mit den hervorgehobenen Initialen an die Buchseite einer Handschrift, vor allem auch, da der helle Grund an Pergament denken läßt. Gebetstafeln mit substantiell aufgeklebten Pergamentblättern oder - wie im vorliegenden Falle - diese Quellengattung nachahmende Tafelmalereien waren in mittelalterlichen Kirchen keine Seltenheit, obschon sich kaum Beispiele erhalten haben. Das prominenteste norddeutsche Stück dieser Art ist eine 1451 entstandene Tafel mit dem Kleinen Katechismus aus der Lambertikirche in Hildesheim (jetzt im dortigen Roemer- und Pelizaeus-Museum). Die kleinere, aber deutlich ältere Lübecker Fürbittafel besitzt neben der lokalhistorischen Bedeutung vor allem frömmigkeits- und kulturgeschichtlichen Wert als Vorform des Epitaphs und seltenes Zeugnis für den "Typus des öffentlich aufgehängten Gedächtnis- und Belehrungs-Hilfsmittels" (vgl. dazu: Boockmann, Hartmut: Belehrung durch Bilder? Ein unbekannter Typus spätmittelalterlicher Tafelbilder. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte, Bd. 57, 1994, S. 1-22).

Aus: Albrecht 2005, Kat. Nr. 13

Inventarnummer: 1980-A302

Signatur: Inschrift (Ve bistu levez kyndelyn / Wes vraghet daz dum[m]e hertze dy[n] / Du byst tz traghende vil swar / Du treyst des hemmelrykes heren / Tzu dyr wyl ich myt truwen keren / Hertze unde allde synne / Helf myr daz ich ghewynne / Leve here dyne hulde / Unde vorghyf myr myr myne schulde und Ich bydde dych leve here myn / Vor den ghetruwen her wedekyn / Clynghenberch unde vor vor hillen sine frouwe[n] / Daz se yn vrede mozen rouwen / Vor ghyf en al yre myssedat / De hyr ere lyf beganghen hat / Nach yn dyz bylde ys ghegheven / Des ghyf yn her dyn ewyghe levent / In dynem ryke ane ende sunder alle myssewende.)

Abbildungsrechte: St. Annen-Museum