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Lurrak (Erden) |
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Der Baske Eduardo Chillida war einer der bedeutendsten Bildhauer des zwanzigsten Jahrhunderts. Neben seinen Zahlreichen Plastiken aus Eisen, Stahl, Holz, Alabaster, Schamotte u. a. schuf er seit 1959 auch ein sehr umfangreiches druckgraphisches Oeuvre, das zwar in engem Zusammenhang mit seinen plastischen Arbeiten steht, aber als autonom zu gelten hat, da es ganz eigenen Gesetzen gehorcht. Hier arbeitete er ausschließlich mit dem zweidimensionalen Raum, bei dem das Weiß des Papiers "Raum" bedeutet, der von den schwarzen Begrenzungslinien geformt und da durch erst bewußt gemacht wird. Dabei vermeidet es der Künstler, räumliche Illusion zu erzeugen, wie das häufig bei anderen Bildhauergraphiken der Fall ist. Die großformatige Lithographie zeigt eine rechteckige Form mit vier halbkreisförmigen, apsidenartigen Ausbuchtungen, die in ihrem unterem Teil geöffnet ist. Die Arbeit erinnert in ihrer Formensprache deutlich an großformatige plastische Werke, wie etwa an die begehbare, aus Beton geschaffene Casa de Goethe von 1986 in Frankfurt/Main, die aus Wänden, Öffnungen und halbkreisförmigen Armen besteht und von diesen wesentlich bestimmt wird. Auch hier, wie in Lurrak, entsteht ein großes Spannungsverhältnis aus den gegensätzlichen Eigenschaften der weitgehend geschlossenen und in sich doch bewegten Form und ihrer Öffnung, welche ihre Begrenztheit zur Unendlichkeit zu weiten vermag. Chillida versteht es, das Abstraktum Raum fühlbar werden zu lassen, indem er diesen durch das Aufzeigen von Raumgrenzen zum Bewußtsein bringt und zugleich aktiviert. Das Nicht-Sichtbare, die Leere wird durch ihr Ein- bzw. durch das Umschließen eigentlich erst erlebbar: "Der Raum? Die Skulptur ist eine Funktion des Raumes. Ich spreche nicht von dem Raum, der außerhalb der Form ist, der das Volumen umgibt und in dem die Formen leben, sondern ich spreche von dem Raum, den die Formen erschaffen, der in ihnen lebt und der um so wirksamer ist, je mehr er im Verborgenen wirkt."2 Lurrak läßt sich als ein "Ideogramm, das zweidimensional ?Raum? einschließt" bezeichnen.3 Es wäre falsch, wollte man die von Chillida thematisierten Räume lediglich als solche rein physischer Natur betrachten. Vielmehr weist sein Werk ganz eindeutig darauf hin, daß es dem Bildhauer letztlich auch um Räume geistigen Wesens ging, was seine Vergleiche mit der Musik, die ihn zeitlebens beschäftigte, unterstreichen: "Wie das Klangvolumen in der Musik, das die Stille mit Spannung erfüllt, wäre das Volumen in der Plastik nicht möglich ohne die Leere des Raumes. In ihr setzt sich die Vibration über ihre Begrenzungen hinaus fort, und beide, Raum und Volumen, erzeugen gemeinsam aus den möglichen Strukturen der Form ihre endgültige Gestalt.?.Man isoliert ja auch nicht eine einzelne Note in einer Symphonie. Sie ergibt sich aus der Bewegung der Musik, die anschwillt, deren einzelne Partien sich überlagern, die schließlich abklingt. Die Plastik und die Musik haben denselben tönenden und sich immer wieder erneuernden Raum."4 Th.R. 1 Martin van der Koelen, Eduardo Chillida, Opus P II, Werkverzeichnis der Druckgraphik 1973 - 985, Mainz/München 1997, S. 254; hier fälschlicherweise abgebildet das kleinere Format (Siebdruck 76 x 50 cm); ebenfalls: Chillida II, Gesamtes graphisches Werk , 1977 - 1985, Museo dellas Bellas Artes de Bilbao, Bilbao 1986, S. 189, hier aber irrtümlicherweise verzeichnet unter "Posters/Affiches, Nr. 53" als Siebdruck mit zwei Größen (76 x 50 cm und 160 x 120 cm) mit dem Titel " Affi che Avant la lettre". Nur das kleineFormat erschien als Siebdruck. 2 Eduardo Chillida zit. n.: Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 26, München 1994, S. 14 3 zit. n.: Michael Senff, "? Schweigen erzeugen oder Leere?" - Anmerkungen zur Kunst Chillidas, in: Ausst. Kat. Chillida, Pforzheim 1987, ohne Seitenangabe [S.10] 4 siehe Anmerkung 2, S. 15 Inventarnummer: 2002-50 Signatur: signiert und monogrammiert (u.l.: Chilida) Signatur: nummeriert (mittig: 48/50) |
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