Kay Heinrich Nebels Liebe galt seiner schleswig-holsteinischen Heimat. Daher sind viele seiner graphischen Arbeiten in der Gegend rund um Kappeln und die dortige Schlei entstanden. Sie thematisieren die Felder, Wiesen, Strände und Häfen. Für den Vertreter der Neuen Sachlichkeit sind eine enorme Klarheit der Form und Einfachheit in der Darstellung charakteristisch. Dennoch gleitet Nebel dabei nicht ins Schematische ab, sondern behandelt seine Motive mit großer Sorgfalt und sehr bewußter Linienführung. Im vorliegenden Blatt dominieren sich überschneidende waagerechte und senkrechte Linien unterschiedlicher Stärke. Dazwischen liegen großzügige Flächen, so dass die Komposition formal an den Konstruktivismus Piet Mondrians erinnert. Ein Ansatz, der Nebel sicher interessierte, jedoch in seiner abstrakten Umsetzung für den bekennenden Verfechter gegenständlicher Malerei nicht infrage kam. Nebel setzt in diesen Rahmen eine leicht hügelige Felder- und Wiesenlandschaft, die er mit Figuren und einem Pferdewagen ausschmückt. Im Hintergrund säumen Bäume einen zu vermutenden Weg, der ebenso wie die prägnante Diagonale des Feldweges, zum Haus in der rechten Bildecke zu führen scheint. Alle Elemente im Bild werden miteinander verbunden und führen den Betrachter auf diese Weise über die Bildfläche. Die Frau in der rechten Ecke findet ihre Entsprechung auf der gegenüber liegenden Seite des Flüsschens in dem dort arbeitenden Mann. Von ihm aus eröffnet sich eine weite Feldfläche, die den Blick des Betrachters auf den Pferdewagen lenkt. Über den Köpfen der Tiere fällt sogleich der dunkle Wegstreifen auf, dem das Auge bis zum Haus oben rechts folgt. Auch wenn Nebels Arbeiten durchaus eine heimatliche Nostalgie innewohnt, üersteigen sie das rein Abbildhafte und entzücken durch den "reinen Klang ihrer Bildelemente und ihre strenge Komposition"( L. Humburg, Kassel 1954, o.S.).
Q.: Lorenz Humburg: Kay h. Nebel - Handzeichnungen, Kassel 1954, o.S..

Inventarnummer: 1953-KH 7

Signatur: bezeichnet und datiert (u.r.: K.H.N. 26.3.1944.)

Signatur: bezeichnet (a.d. untergelegtem Papier: Neuschnee im Frühling (fremde Hand?))

Abbildungsrechte: Kunsthalle zu Kiel

Ikonographie:

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