Zur letzten Objektsuche | Zum Album hinzufügen | ||
|
|||
Dido |
|||
Der Dido-Stoff wurde von Timaeus aufgezeichnet und später von Vergil in der Aeneis in abgeänderter Form beschrieben. Bei Vergil verliebt sich Dido, die Königin von Karthago, nach dem Tod ihres Gatten in den Trojaner Aeneas, der sie jedoch auf Geheiß der Götter verlassen muss. Daraufhin tötet sie sich durch das Schwert. Damit sie von ihrem Vorhaben nicht abgehalten werden kann, werden ihre Schwester und ihre Diener durch ein von ihr angeordnetes Opferfeuer abgelenkt, auf das die nach oben gerichteten Strahlen im Hintergrund hinweisen. Beham zeigt Dido, fast vollständig entblößt, in gebeugter Haltung, kurz vor ihrem Freitod. Die Haltung und schlaglichtartige Beleuchtung betonen ihren plumpen Körper und ihr verwahrlostes Äußeres. Dieser Eindruck wird durch das achtlos um die Schenkel geschlungene Tuch verstärkt. Das Gesicht trägt die herben Züge einer alternden Frau. Sie blickt auf die Spitze des Dolches, die beinahe den anderen Arm berührt. Das Haar wird nur noch zum Teil von einem Kranz gehalten, der aus Blättern und einer wohl künstlichen Blüte besteht, die sich vielleicht aus Goldschmiedewerk und Edelsteinen zusammensetzt. Didos Gesichtsausdruck ist von Selbstsicherheit, aber auch von Melancholie geprägt. Als Vorlage für seinen Stich diente Beham die Venus nach dem Bad von Marcantonio Raimondi. Dieser stellt statt einer schönen jungen Frau eine alternde Frauengestalt als Venus dar. Beham hat den Hintergrund und einige Details in der Armhaltung geändert. Bei Raimondi trocknet Venus sich mit einem Tuch die Füße, Beham dagegen gibt der Figur einen Dolch in die Hand. Aus der Symbolfigur für die unantastbare Liebe wird bei Beham ein Opfer großer Leidenschaft. Die alternde Frau weiß keinen anderen Ausweg, als sich das Leben zu nehmen, nachdem sie von ihrem Geliebten Aeneas, dem Sohn der Venus, verlassen wurde. Die Steine und die Architektur strahlen Massivität und Kälte aus. Dido wird sowohl als Tugend- als auch als Lasterbeispiel gesehen. Da sie ihren Mann über dessen Tod hinaus die Treue hielt und lieber den Freitod wählte, als einem anderen Mann anzugehören, gilt sie nach Timaeus als tugendhaftes Vorbild. In Vergils Version dagegen wurde sie als lasterhaft gesehen, da ihre Liebe zu Aeneas einer Witwe nicht zustand. Lit: nach Birger Ohrt, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 117. Literatur:
Inventarnummer: A.B. 98 Signatur: bezeichnet und datiert (u. r. auf einer Tafel: REGINAE. DIDONIS . IMAGO / IMPROBE . AMOR : QVID . NON / MORTALIA . PECTORA . COGIS: / VIRG: IN QVATRO . AENEIDOS. / 1520 / HSP [Das Bild der Königin Dido. Grausame Liebe, wozu nicht zwingst Du der Sterblichen Herz? Virgil, Aeneis IV, 412])
|
Name des Museums
Titel des Bildes
Titel des Bildes